Peking (Reuters) – Bei einem sorgfältig choreografierten Treffen hat Chinas Staatspräsident Xi Jinping am Montag die Chefs zahlreicher Technologiekonzerne um sich versammelt.
Dabei versprach er der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua zufolge unter anderem, die legitimen Rechte und Interessen der Firmen zu schützen.
Xis Zusammenkunft mit Wirtschaftsbossen – seine erste seit 2018 und die zweite überhaupt seit seinem Amtsantritt – markiert eine Politikwende. “Es ist ein stillschweigendes Eingeständnis, dass die chinesische Regierung private Unternehmen für ihre Tech-Rivalität mit den Vereinigten Staaten braucht”, sagte Christopher Beddor, leitender Experte des Research-Hauses Gavekal Dragonomics. “Die Regierung hat keine andere Wahl.”
In den vergangenen Jahren hatten die Behörden die Daumenschrauben für die Privatwirtschaft immer stärker angezogen. So verhinderten sie unter anderem die Börsengänge des Finanzdienstleisters Ant und des Fahrdienst-Vermittlers Didi. Inzwischen leidet die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft aber unter einer Konjunkturflaute.
INNOVATIONEN SOLLEN CHINAS WACHSTUM ANKURBELN
Um den technologischen und militärischen Aufstieg der Volksrepublik zu bremsen, haben die USA die Exporte von Hochtechnologie nach China in den vergangenen Jahren immer weiter eingeschränkt. Außerdem belegten sie Waren aus dem Land mit Zöllen und drohten weitere an. Dessen ungeachtet sorgten chinesische Firmen immer wieder mit Innovationen, vor allem auf dem zukunftsträchtigen Feld der Künstlichen Intelligenz (KI), für Furore. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist DeepSeek. Die Entwicklung der Software kostete den Angaben zufolge nur einen Bruchteil der bislang üblichen Summe. Außerdem gibt sie sich mit deutlich weniger Rechenpower zufrieden. Dennoch gilt DeepSeek westlichen Konkurrenten wie ChatGPT als ebenbürtig.
“Es ist der richtige Zeitpunkt für die Mehrheit der Privatfirmen und Unternehmer, um ihre Talente zu zeigen”, zitierte Xinhua aus Xis “wichtiger Rede” in der Großen Halle des Volkes. Der Präsident habe die Wachstumsstrategie der Regierung bekräftigt und betont, die aktuellen Probleme der Privatwirtschaft seien vorübergehend.
Der Präsident sende ein ähnliches Signal wie 2018, als er Steuersenkungen und finanzielle Hilfen angekündigt hatte, sagte Xiaoyan Zhang, Professor an der Tsinghua-Universität in Peking. Xi sichere den Unternehmen Unterstützung zu, damit diese den technologischen Fortschritt vorantrieben und den schwächelnden Konsum im Inland ankurbelten. Offiziellen chinesischen Statistiken zufolge steht die Privatwirtschaft für über die Hälfte der Steuereinnahmen, mehr als 60 Prozent der Wirtschaftsleistung und 70 Prozent der technologischen Neuentwicklungen.
NÄHE ZUR MACHT – WER SITZT XI AM NÄCHSTEN?
Unterdessen klopften Investoren die ersten Bilder von dem Treffen daraufhin ab, welche Manager geladen waren und wie die Sitzordnung aussah. Die Chefs des Apple-Konkurrenten Huawei und des Elektroauto-Bauers BYD saßen Xi am nächsten. Eingeladen war auch Jack Ma, der Gründer des Amazon-Rivalen Alibaba. Sein Auftritt gilt als symbolträchtig, da sich der wohl prominenteste chinesische Tech-Milliardär nach dem geplatzten Börsengang seines Finanzdienstleisters Ant aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat.
Während der Gründer des KI-Startups DeepSeek ebenfalls zugegen war, fehlten die Bosse der TikTok-Mutter ByteDance und von Baidu. Die Aktien des Google-Rivalen fielen daraufhin in Hongkong um sieben Prozent. Weder ByteDance noch Baidu waren zunächst für einen Kommentar zu erreichen.
(Bericht von Hakan Ersen, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)