Frankfurt (Reuters) – Auf ihrer Rekordjagd haben die Anleger an den europäischen Aktienmärkten eine Verschnaufpause eingelegt und vereinzelt Gewinne mitgenommen.
Der Dax sprang am Dienstag zunächst um 0,2 Prozent auf ein frisches Allzeithoch von 22.851,37 Punkte, bevor er leicht ins Minus drehte. Der EuroStoxx50E zeigte sich weitgehend stabil bei 5518 Zählern. “Bei aller augenscheinlichen Gelassenheit der Anleger ist aber auch leichte Nervosität auf dem schwindelerregenden Kursniveau zu spüren”, sagte RoboMarkets-Stratege Jürgen Molnar.
Gefragt blieben europäische Rüstungskonzerne. Investoren setzten am Tag der Spitzengespräche zwischen den USA und Russland über ein mögliches Friedensabkommen mit der Ukraine weiter auf höhere Verteidigungsausgaben in Europa. Der breit aufgestellte europäische Luft-, Raumfahrt- und Rüstungsindex zog erneut um rund ein Prozent an. Seit der Invasion Russlands in der Ukraine vor drei Jahren hat der Index seinen Wert mehr als verdoppelt. “Bei einer so starken Dynamik neigt man dazu, einen Rückzug zu sehen, nur um diese Dynamik zu stabilisieren”, sagte Daniela Hathorn, Marktanalystin bei Capital.com. “Es kann zu Gewinnmitnahmen kommen.”
EUROPAS RÜSTUNGSWERTE GLÄNZEN
Rheinmetall-Aktien zogen zunächst um knapp vier Prozent auf bis zu 968 Euro an und erzielten damit ein frisches Rekordhoch, bevor sich die Kursgewinne halbierten. Der Rüstungskonzern hielt sich dennoch an der Dax-Spitze. Die Aktien des Rüstungszulieferers Hensoldt verteuerten sich in der Spitze um mehr als sieben Prozent, Panzergetriebehersteller Renk kletterte um bis zu elf Prozent nach oben. Europäische Rivalen wie BAE Systems, Leonardo und Thales legten zeitweise um mehr als zwei Prozent zu.
Anleger setzten auf höhere Ausgaben, was die Rüstungswerte antreibe, sagte Tom Guinchard von Pareto Securities. “Wir werden in Zukunft alternative Finanzierungslösungen für die Beschaffung und Ausgaben im Verteidigungsbereich sehen, zusammen mit erhöhten Verteidigungsbudgets in den EU-Ländern.” Börsianer erwarten zur Finanzierung der Verteidigungskosten eine erhöhte Ausgabe europäischer Staatsanleihen, was den Anleihemarkt belastete. Im Gegenzug stieg die Rendite der deutschen Benchmark-Anleihe mit zehnjähriger Laufzeit auf 2,51 Prozent und lag damit nahe eines Drei-Wochen-Hochs. Von den höheren Renditen profitierte der Banken-Sektor. Zinssensible Immobilienaktien gaben dagegen leicht nach.
Positive Impulse kamen von der Konjunkturseite. Kurz vor der Bundestagswahl schauen Börsenprofis deutlich optimistischer auf die deutsche Wirtschaftsentwicklung. Das Barometer für die Aussichten in den kommenden sechs Monaten stieg im Februar um 15,7 Punkte auf 26,0 Zähler, wie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zu seiner Analysten-Umfrage mitteilte. Dies ist der stärkste Anstieg in den vergangenen zwei Jahren und mehr als von Ökonomen im Vorfeld erwartet. “Möglicherweise ist es die Hoffnung auf eine verbesserte Wirtschaftspolitik durch eine neue Bundesregierung, die für zunehmenden Optimismus sorgt”, sagte Helaba-Volkswirt Ulrich Wortberg. Auch die Rekordstände beim Dax lieferten eine positive Indikation.
(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)