Britische Inflation steigt auf 3,0 Prozent: “Kopfschmerzen” für Notenbank

London (Reuters) – Die britische Inflation zieht kräftig an und gibt der Notenbank Grund zur Vorsicht auf dem Weg zu weiteren Zinssenkungen.

Die Verbraucherpreise stiegen im Januar um 3,0 Prozent zum Vorjahresmonat, nach 2,5 Prozent im Dezember, wie das Statistikamt ONS am Mittwoch in London mitteilte. Dies ist der höchste Wert binnen zehn Monaten. Von Reuters befragte Volkswirte hatten lediglich mit 2,8 Prozent gerechnet. Der Zielwert der Bank of England (BoE) liegt bei zwei Prozent. Die Zentralbank hat den Leitzins jüngst zum dritten Mal seit dem Sommer 2024 gesenkt – um einen Viertelpunkt auf 4,50 Prozent. Laut BoE-Chef Andrew Bailey wird sie bei weiteren Zinssenkungen einen “schrittweisen und vorsichtigen Ansatz” verfolgen.

Dafür spricht auch das zuletzt beschleunigte Lohnwachstum in Großbritannien. Die Löhne (ohne Bonuszahlungen) in der Privatwirtschaft stiegen im Zeitraum Oktober bis Dezember im Vergleich zum Vorjahr um 6,2 Prozent. Dies ist der stärkste Anstieg seit einem Jahr. Für die Notenbank, die am 20. März wieder über den Leitzins entscheidet, ist das Lohnwachstum eine wichtige Kennziffer für den inländischen Inflationsdruck.

Analystin Zara Nokes von JP Morgan Asset Management geht davon aus, dass die höher als erwartet ausgefallene Inflationsrate und die Lohnwachstumszahlen der BoE “ziemliche Kopfschmerzen” bereiten: Es sei schwer vorstellbar, dass sich die Inflationsdynamik in naher Zukunft deutlich verbessern werde.

PFUND STEIGT

Das Pfund legte angesichts der stärker als erwartet gestiegenen Verbraucherpreise im Vereinigten Königreich zu. Die erhöhte Inflationsgefahr gibt der BoE weniger Argumente an die Hand, die Zinsen in diesem Jahr womöglich noch mehrere Male zu senken.

Wie das nationale Statistikamt ONS mitteilte, war der Anstieg der Inflation im Januar größtenteils auf einen geringer als üblich ausgefallenen Rückgang der Flugpreise in diesem Monat zurückzuführen – ein schwankungsanfälliger Posten, der die Inflation im Dezember noch gedrückt hatte. Zur höheren Teuerungsrate im Januar trug überdies ein Anstieg der Kraftstoffpreise bei. Auch Lebensmittel verteuerten sich. Ein weiterer Faktor war die Erhöhung der Gebühren für Privatschulen, nachdem die Regierung von Premierminister Keir Starmer beschlossen hatte, diese mit einer Mehrwertsteuer zu belegen.

Insgesamt stiegen die Dienstleistungspreise, die in der Debatte der BoE über das Tempo der Zinssenkungen eine wichtige Rolle spielen, von 4,4 auf 5,0 Prozent. Experten hatten allerdings mit 5,2 Prozent einen noch höheren Wert auf dem Zettel. Die BoE prognostiziert, dass die Inflationsrate im dritten Quartal mit 3,7 Prozent ihren Höhepunkt erreichen wird, was vor allem auf höhere Energiekosten und regulierte Tarife wie etwa für die Wasserversorgung der Haushalte zurückzuführen ist.

(Bericht von William Schoberg, David Milliken, geschrieben von Reinhard Becker,; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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