Frankfurt (Reuters) – Die Börsen in Europa haben ihre anfänglichen Gewinne nicht halten können.
Der Dax drehte am Mittwoch gegen Mittag ins Minus und verlor knapp ein Prozent auf 22.668 Punkte. Nach der Eröffnung hatte er um bis zu 0,4 Prozent auf ein neues Allzeithoch von 22.935 Zählern zugelegt. Der EuroStoxx50 baute ebenfalls seine leichten Gewinne wieder ab und verlor 0,8 Prozent auf 5489 Punkte.
Im Fokus der Anleger stand erneut die Handelspolitik. US-Präsident Donald Trump will möglicherweise im April unter anderem Zölle von “in der Nähe von 25 Prozent” auf importierte Autos erheben. Viele Marktteilnehmer hoffen, dass er die Ankündigung nur als Start für Verhandlungen nutzt und die Abgaben letztlich reduzieren oder ganz kappt. Manche Experten mahnen aber zur Vorsicht. “Aufgrund des immensen Handelsvolumens haben diese Zölle grundsätzlich das Potenzial, die europäische Wirtschaft zu schwächen”, sagte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. “Dies gilt insbesondere für Deutschland.” Zugleich haben die USA China im vergangenen Jahr vom ersten Platz in der Rangfolge der wichtigsten Handelspartner Deutschlands verdrängt, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
EZB-DIREKTORIN SCHNABEL SPRICHT ÜBER ZINSSENKUNGS-STOPP
Sandy Villere, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter Villere & Co in New Orleans, verwies auch auf die hohen Aktienpreise. “Wir haben das Gefühl, dass der Markt ziemlich teuer geworden ist”, sagte der Experte. “Ich glaube, die Leute versuchen immer noch, alles zu verdauen. Und damit meine ich nicht nur die Zölle und deren mögliche Auswirkungen, sondern auch die Bewertungen der Aktien.” Der Dax ist 2025 bislang um fast 15 Prozent gestiegen, während die wichtigsten US-Indizes um gut vier bis knapp fünf Prozent zugelegt haben.
Für Zurückhaltung an den Börsen in Europa sorgten zudem die jüngsten Aussagen aus der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Notenbank muss aus Sicht ihrer Direktorin Isabel Schnabel mit der Debatte darüber beginnen, wann sie ihren Zinssenkungskurs pausieren oder stoppen sollte. Sie sei sich nicht mehr länger sicher, ob die Geldpolitik der Notenbank immer noch restriktiv sei, sagte sie der “Financial Times”. Geldpolitik sei dann restriktiv, wenn sie eine Volkswirtschaft bremst. “Wenn überhaupt nähern wir uns dem Punkt, an dem wir mit unseren Zinssenkungen womöglich pausieren oder sie stoppen müssen.” Zinserhöhungen schließe sie jedoch aus.
AUTOWERTE UNTER DRUCK – RHEINMETALL & CO. WEITER GEFRAGT
Unter Druck bei den Einzelwerten gerieten angesichts der neuen US-Zölle die Aktien aus dem Automobilsektor. Porsche AG, BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen verloren zwischen zwei und 2,5 Prozent. Der europäische Automobil-Branchenindex gab ein Prozent nach.
Aus den Depots flogen auch MTU Aero Engines. Die Titel des Münchner Triebwerksherstellers büßten trotz eines operativen Milliardengewinns für das abgelaufene Geschäftsjahr 5,6 Prozent ein.
Die Rally bei den Rüstungswerten ging indes weiter. Die Aktien von Rheinmetall kletterten um 1,4 Prozent und waren damit die größten Gewinner im Dax. Im MDax rückten Hensoldt um knapp zwei Prozent vor.
An der Börse in Amsterdam sorgte Philips für Gesprächsstoff. Der niederländische Medizintechnikkonzern Philips erwartet wegen der unverändert schleppenden Nachfrage in China auch in diesem Jahr ein verhaltenes Wachstum. Die Titel rutschten um mehr als zehn Prozent ab.
(Bericht von Zuzanna Szymanska. Redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)