Berlin (Reuters) – Das Ifo-Institut kritisiert den öffentlichen Sektor als ineffizient, wenig digitalisiert und Bremse für die Privatwirtschaft.
So habe die Beschäftigung im öffentlichen Sektor in den vergangenen Jahren zugenommen, teilte das Wirtschaftsforschungsinstitut unter Berufung auf Statistikdaten am Mittwoch mit. “Stattdessen hätte die öffentliche Verwaltung die Digitalisierung vorantreiben müssen, um mit den Effizienzgewinnen Personal einzusparen.” Damit habe sich die öffentliche Hand zu wenig auf den langfristigen Rückgang der erwerbsfähigen Bevölkerung vorbereitet. “Überdies steigen die Kosten, weil sich die Löhne der öffentlich Beschäftigten an denen der Privatwirtschaft orientieren, ohne gleichermaßen produktiver zu werden”, sagte Ifo-Forscher Marcel Thum. “Diese zusätzlichen Kosten müssen die Steuerzahler tragen.”
Deutschland hinkt bei der Digitalisierung des öffentlichen Sektors hinterher, wie laut Ifo etwa der EU Digital Economy and Society Index (DESI) und der Expat Insider Report zeigen. “Während Unternehmen Automatisierung nutzen und Arbeitsprozesse verschlanken, werden im öffentlichen Dienst neue Stellen geschaffen, statt alte Aufgaben und Prozesse zu hinterfragen”, kritisierte Thum. Die Digitalisierung in der Privatwirtschaft erhöhe die Arbeitsproduktivität insgesamt. Letztendlich stiegen damit die Löhne auch im öffentlichen Sektor. Diese müssten dann für die steigende oder konstante Zahl an Beschäftigten im öffentlichen Bereich gezahlt werden.
Eine solche Entwicklung überfordere auf Dauer die Steuerzahler. “Sie gefährdet langfristig aber auch die gesamte Wirtschaft, da ihr der öffentliche Sektor die Arbeitskräfte entzieht”, erläuterte Thum. “Damit verschärft er den Fachkräftemangel in der gesamten Wirtschaft.” Der Staat müsse sich stärker auf Digitalisierung und Prozessoptimierung konzentrieren, um mit den knapper werdenden Ressourcen verantwortungsvoll umzugehen, sagte der Forscher.
(Bericht von Klaus Lauer, redigiert von Philipp Krach.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)