Auch US-Finanzminister sagt G20-Treffen ab – Kaum Ergebnisse erwartet

Miami/Berlin (Reuters) – Die anstehenden Treffen der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) drohen ergebnislos zu werden.

Grund dafür sind die Absagen der neuen US-Minister aus der Regierung von Präsident Donald Trump. US-Finanzminister Scott Bessent bestätigte am Mittwochabend, dass er in der kommenden Woche nicht an dem Treffen mit seinen G20-Amtskollegen in Kapstadt teilnehmen wird. Zuvor hatte US-Außenminister Marco Rubio bereits das Treffen mit seinen G20-Kollegen für diesen Donnerstag und Freitag in Johannesburg abgesagt.

Ziel der Treffen ist es, international abgestimmte Antworten etwa auf den Klimawandel, die Überschuldung vieler Staaten oder wirtschaftliche Herausforderungen wie Inflation oder Handelskonflikte zu finden und umzusetzen. In den vergangenen Jahren wurden die Treffen aber oft von politischen Konflikten wie dem Krieg gegen die Ukraine oder den Spannungen im Nahen Osten überschattet. Mit der Trump-Regierung, die sich offen gegen internationale Organisationen stellt, droht die Blockade noch größer zu werden. Insider halten es nur für schwer möglich, bei wichtigen Fragen einen Konsens zu erzielen.

Bessent teilte seine Absage über die Kurznachrichtenplattform X mit. Der Schritt ist sehr ungewöhnlich, weil die USA als größte Volkswirtschaft der Welt sonst den Kurs der G20 maßgeblich mitbestimmen. Bessent verwies auf “Verpflichtungen in Washington”. Er freue sich auf Treffen mit seinen internationalen Kollegen in den kommenden Monaten. Ein G20-Insider sagte Reuters, Bessent habe Verpflichtungen mit dem Präsidenten. In Washington wird über ein baldiges Treffen von Trump mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin spekuliert. Trump hatte Journalisten zuletzt gesagt, er werde vielleicht noch in diesem Monat mit Putin über ein Ende des Ukraine-Krieges beraten.

TRUMP MACHT SÜDAFRIKA IMMER WIEDER VORWÜRFE

In diesem Jahr hat Südafrika die G20-Präsidentschaft inne, die 2026 dann die USA übernehmen. Südafrika versucht dabei Themen in den Vordergrund zu stellen, die Trump ablehnt. Der Republikaner hat die südafrikanische Regierung zudem zuletzt scharf angegriffen, wirft ihr unter anderem vor, private Ländereien zu enteignen. Trump droht mit dem Entzug finanzieller Hilfen.

Mark Sobel, der früher für das US-Finanzministerium tätig war und nun für die Denkfabrik OMFIF arbeitet, bezeichnete die Abwesenheit von Bessent als schweren Fehler. Er hätte in Kapstadt unter anderem seinen chinesischen Amtskollegen treffen können. Trump hat Sonderzölle gegen China erhoben, die die Regierung in Peking mit Gegenmaßnahmen gekontert hat. Sollten die beiden größten Volkswirtschaften sich nicht annähern, wird mit negativen Folgen für die Weltwirtschaft gerechnet.

Beim G20-Außenministentreffen fehlt auch die deutsche Ministerin Annalena Baerbock, die im Wahlkampf für ihre Grünen wirbt. Sie wird von Staatsministerin Katja Keul vertreten. Keul betonte vor dem Treffen, dass erstmals ein afrikanisches Land die G20-Präsidentschaft übernommen habe. Südafrika stelle unter anderem Ziele für nachhaltige Entwicklung in den Vordergrund. Es müsse um Lösungen gerungen werden, um internationales Recht und Institutionen wie den Internationalen Strafgerichtshof zu stärken.

(Bericht von Andrea Shalal und Christian Krämer, Mitarbeit von Alexander Ratz, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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