ProSiebenSat.1 plant neues Sparpaket und lotet Jobabbau aus

Berlin (Reuters) – Der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 plant ein weiteres Sparprogramm und lotet dabei auch den Abbau von Arbeitsplätzen aus.

Das Unternehmen befinde sich in der Transformation vom “linearen Broadcaster zum Streaming-Anbieter” und arbeite an Reorganisationsmaßnahmen, teilte ProSiebenSat.1 am Donnerstag mit. Es gebe aber noch keine formellen Verhandlungen mit dem Betriebsrat. “Daher können wir auch keine konkreten Stellenabbauzahlen nennen.” Das “Manager Magazin” hatte zuvor berichtet, im Raum stehe der Abbau von “grob 500 Stellen”. Dies werde maßgeblich das Fernseh- und Streaminggeschäft mit zurzeit noch etwa 4000 Mitarbeitern treffen, hieß es. Auch bei den Sachkosten solle gespart werden.

Der Konzern aus Bayern hatte bereits 2023 rund 400 Vollzeitstellen gestrichen und arbeitet seitdem daran, Wettbewerbsfähigkeit und Kostenstrukturen in dem Rezessionsumfeld zu verbessern. ProSiebenSat.1 steht derzeit unter Druck – vor allem der Großaktionäre MFE aus Italien und PPF aus Tschechien. Mit dem Machtkampf mit den beiden Investoren hatte jüngst der scheidende ProSiebenSat.1-Aufsichtsratschef Andreas Wiele seinen Abgang begründet. Wiele scheidet zur Hauptversammlung am 28. Mai aus dem Kontrollgremium aus und steht für keine zweite Amtszeit bereit – weil ihm dafür die Rückendeckung von MFE, das von der Berlusconi-Familie kontrolliert wird, und von PPF fehlt.

Der italienische Fernsehkonzern MFE-Mediaforeurope steht mit einem Anteil von 29,99 Prozent an ProSiebenSat.1 kurz vor der Schwelle, die ein Pflichtangebot für die übrigen Anteile an dem bayerischen Fernsehunternehmen nach sich zöge. Die Italiener haben sich nach eigenen Angaben jüngst Kredite über 3,4 Milliarden Euro für ihre internationalen Expansionspläne gesichert. Der Berlusconi-Familie schwebt ein paneuropäischer Medienkonzern vor, der Streaminganbietern wie Netflix Paroli bieten kann. Die Italiener und auch der tschechische Aktionär PPF mit knapp 13 Prozent haben das ProSiebenSat.1-Management wiederholt aufgefordert, möglichst rasch Vermögenswerte außerhalb des Kerngeschäfts TV und Unterhaltung zu verkaufen. Die Investoren haben gemahnt, ProSiebenSat.1-Chef Bert Habets solle die geplanten Verkäufe des Vergleichsportals Verivox und des Online-Kosmetikanbieters Flaconi schnell umzusetzen.

In der Branche wird spekuliert, dass MFE nach der Bundestagswahl und nach der Bilanz-Vorlage von ProSiebenSat.1, die Anfang März stattfindet, eine schon lange erwartete Übernahme des deutschen Konzerns starten könnte.

(Bericht von Klaus Lauer, redigiert von Ralf Banser; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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