Studie – Industrie streicht wohl bis Ende 2025 weitere 100.000 Jobs

Berlin (Reuters) – Im Zuge der Konjunkturflaute und der Transformation dürften im Verarbeitenden Gewerbe in Deutschland auch 2025 massiv Jobs wegfallen.

“Die Stellenstreichungen, die von den großen Industrieunternehmen in den vergangenen Monaten angekündigt wurden, werden in der Statistik erst im Laufe dieses Jahres sichtbar”, sagte EY-Experte Jan Brorhilker zu einer am Mittwoch veröffentlichten Studie der Unternehmensberatung. “Bis zum Jahresende dürften daher weitere 100.000 Industriearbeitsplätze verloren gehen.” Bereits 2024 seien 70.000 Stellen in dem Schlüsselsektor weggefallen. “Seit dem Vor-Pandemie-Jahr 2019 schrumpfte die Zahl der Beschäftigten unterm Strich um 141.400.”

Die Industrie schwächelt seit längerem und leidet unter der mauen globalen Konjunktur und hohen Energiepreisen. Die lange Zeit verwöhnten Unternehmen spüren auch Gegenwind, etwa in China, wo der Wettbewerb deutlich zugenommen hat.

Der Umsatz deutscher Industrieunternehmen sank im vergangenen Jahr um 3,8 Prozent zum Vorjahr, wie aus dem EY-Industrie-Barometer hervorgeht. Besonders schwach entwickelte sich demnach die Elektrotechnikbranche, deren Umsatz um 7,5 Prozent einbrach. Die Metallbranche verzeichnete einen Umsatzrückgang um 5,1 Prozent, die Autoindustrie um 5,0 Prozent. “Die Beschäftigungsentwicklung reagiert mit Verzögerung auf die schwache Umsatzentwicklung, denn die Unternehmen versuchen, möglichst lange ohne einen Stellenabbau auszukommen”, erläuterte Brorhilker. Aber inzwischen sei in der Krise klar, dass es ohne deutlichen Jobabbau nicht gehe.

Auch das Verlagern von Produktion werde sich auf die Beschäftigungslage auswirken, sagte Brorhilker. “Angesichts der massiven Probleme, mit denen sich Industrieunternehmen am Standort Deutschland konfrontiert sehen, werden gerade Neuinvestitionen zunehmend im Ausland getätigt.” Hinzu komme das steigende Risiko von Handelskriegen, worauf große Industriebetriebe mit der Ansiedlung von Produktion im Ausland reagierten. Trotz des anstehenden Regierungswechsels rechne er nicht mit einer positiven Trendwende im laufenden Jahr, sagte Brorhilker. “Für die Industrieunternehmen heißt es jetzt: Kosten senken, Flexibilität erhöhen, Wettbewerbsfähigkeit steigern.”

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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