Rüstungsrally hält Börsen in Europa über Wasser

Frankfurt (Reuters) – Ein Kursfeuerwerk im Rüstungssektor stützt den Aktienmarkt in Europa inmitten geopolitischer Sorgen.

Der Dax notierte am Montagmorgen rund ein halbes Prozent höher bei 22.684 Punkten. Der EuroStoxx50 rückte leicht vor und lag bei 5470 Zählern. “Die Welt ist eine andere nach dem Eklat am Freitag im Weißen Haus zwischen den Präsidenten der USA und der Ukraine”, sagte Jürgen Molnar, Stratege beim Broker RoboMarkets. “Spätestens jetzt ist klar, dass Europa sich um sich selbst kümmern muss und dabei nicht mehr auf die USA als zuverlässigen Partner in allen Fragen verlassen kann und darf.”

Union und SPD prüfen derzeit zwei milliardenschwere Sondervermögen für Verteidigung und Infrastruktur, wie die Nachrichtenagentur Reuters am Sonntag aus Verhandlungskreisen erfuhr. Als Grundlage für die Beratungen dient demnach ein Vorschlag von vier Spitzenökonomen, die für das Sondervermögen Bundeswehr eine Größenordnung von 400 Milliarden Euro und für die Infrastruktur 400 Milliarden bis 500 Milliarden Euro errechneten. Die Beträge liegen nach der Einschätzung der Analysten der Deutschen Bank deutlich höher als das, was bisher kolportiert worden war. “Selbst wenn die Mittel über zehn Jahre ausgegeben würden, wäre dies in etwa so viel Geld, wie das Land seit der Wiedervereinigung in Ostdeutschland investiert hat. Mit anderen Worten: Es wäre ein fiskalischer Systemwechsel von historischem Ausmaß.”

RÜSTUNGSWERTE SPRINGEN RUND 20 PROZENT

Laut CSU-Chef Markus Söder benötigt die Bundeswehr allein für Deutschland 100.000 Drohnen, 800 neue Panzer, 2000 Patriot-Raketen und 1000 Taurus-Marschflugkörper. Die Aussicht auf neue Aufträge trieb die Aktien von Rheinmetall, Hensoldt und Renk zeitweise um jeweils rund 20 Prozent nach oben. Rund zehn Prozent gewannen Thyssenkrupp, die mit ihrer Tochter Marine Systems im Rüstungssektor tätig sind. Airbus und MTU Aero Engines rückten um rund 1,5 Prozent vor.

Aktien von europäischen Rivalen wie BAE Systems, Thales und Leonardo stiegen unterdessen um zehn bis 13,5 Prozent. Der europäische Branchenindex legte um knapp sechs Prozent zu. “Es gibt 30 europäische Länder in der Nato, und wir erwarten, dass viele von ihnen sich bald zu wesentlich höheren Verteidigungsausgaben verpflichten werden”, schrieben die Experten der US-Investmentbank JP Morgan.

TRUMPS POST LÖST KRYPTORALLY AUS

Steil nach oben ging es auch für den Bitcoin. Die umsatzstärkste Kryptowährung verteuerte sich um gut neun Prozent auf 92.092 Dollar. Der US-Präsident hatte am Sonntag erstmals die Kryptowährungen genannt, die in eine neue strategische Reserve der USA aufgenommen werden sollen. Trump schrieb in den sozialen Medien, Cyber-Devisen wie Bitcoin und Ether sollten “das Herzstück der Reserve sein”. Genannt wurden auch Ripple, Solana und Cardano. Deren Kurse stiegen daraufhin zwischen knapp sieben und fast 25 Prozent. “Ich werde dafür sorgen, dass die USA die Krypto-Hauptstadt der Welt sind”, schrieb der Republikaner.

Experten mahnten zur Vorsicht. “Trumps Vorschusslorbeeren müssen sich nun nicht nur in Worten, sondern auch in Taten äußern”, konstatierte Timo Emden vom Analysehaus Emden Research. In den ersten Wochen nach dem Amtsantritt des US-Präsidenten war die erhoffte Unterstützung für den Kryptosektor noch ausgeblieben. “Die Enttäuschung darüber ist offensichtlich wieder in Euphorie umgeschlagen. Anleger setzen darauf, dass Trump in den kommenden Tagen weitere kryptospezifische Ankündigungen macht”, sagte Emden. Die Einführung einer strategischen Kryptowährungsreserve könne dabei als Blaupause für andere große Volkswirtschaften dienen.

(Bericht von Zuzanna Szymanska. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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