Conti spart gegen Auto-Krise an – Zölle machen Sorgen

– von Alexander Hübner und Victoria Waldersee

München (Reuters) – Der Reifenhersteller und Autozulieferer Continental lässt von seinem Sparkurs nicht ab und bereitet sich auf die Folgen von US-Zöllen auf seine Werke in Mexiko vor.

“Unser Ziel ist es, uns 2025 weiter zu verbessern”, sagte der scheidende Finanzvorstand Olaf Schick am Dienstag in Hannover. “Unsere Kosten- und Effizienzmaßnahmen wirken. Das ist entscheidend, denn von Marktseite rechnen wir auch in diesem Jahr nicht mit Rückenwind.” Die Auto- und Lkw-Produktion werde bestenfalls um ein Prozent zulegen, der Reifenmarkt um zwei Prozent wachsen. Der Umsatz von Continental soll sich mit 38 bis 41 Milliarden Euro um das Niveau von 2024 einpendeln. Das sei “eher vorsichtig geplant”, sagte Schick der Nachrichtenagentur Reuters.

Die bereinigte operative Umsatzrendite (Ebit-Marge) soll mit Hilfe der jüngsten Stellenstreichungen bei 6,5 bis 7,5 Prozent liegen, im vergangenen Jahr hat Conti 6,8 Prozent erreicht. Die Einsparungen treffen vor allem die Autozuliefer-Sparte, in der bis 2026 weitere 3000 Stellen in der Forschung und Entwicklung wegfallen sollen. Durch die Zusammenlegung von Standorten könne man sogar effizienter arbeiten, sagte Vorstandschef Nikolai Setzer. In der Verwaltung seien Einsparungen von 400 Millionen Euro gesichert. Aber auch die Kunststoff-Sparte ContiTech, die derzeit ebenfalls unter der schwachen Konjunktur leidet, und sogar das hochrentable Reifengeschäft sind vor Sparmaßnahmen nicht gefeit, wie Schick deutlich machte.

Mit den Kürzungen im Autozuliefer-Geschäft bereitet Conti die margenschwache Autozuliefer-Sparte auf die Abspaltung vor, die im zweiten Halbjahr über die Bühne gehen soll. Sie steht mit 18 bis 20 Milliarden Euro für die Hälfte des Konzernumsatzes, lieferte 2024 aber nur eine operative Umsatzrendite von 2,3 Prozent ab – im neuen Jahr sollen 2,5 bis 4,0 Prozent daraus werden. Am 12. März entscheidet der Aufsichtsrat formal über die Abspaltung, am 25. April steht sie dann auf der Tagesordnung der Hauptversammlung. Nach den Halbjahreszahlen könne sie vollzogen werden, sagte Schick. Im Herbst bekommen die Conti-Aktionäre die Aktien zusätzlich ins Depot gebucht.

ZÖLLE ALS NÄCHSTE BAUSTELLE

Die von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle gegen Mexiko und Kanada sind die nächste Baustelle für Continental. “Wir sind in Gesprächen mit all unseren Kunden”, sagte Schick. “Ob eine Verlagerung von Produktionslinien in Frage kommt, hängt von den Gesprächen ab.” Selbst übernehmen könne Conti die Zölle jedenfalls nicht. Die Situation ist unterschiedlich – teilweise holten die Kunden die Ware am Werk ab und brächten sie selbst über die Grenze in die USA, wo Zoll fällig wird. Mehr als ein Viertel des Umsatzes erwirtschaftet Conti in Nordamerika, 20 Prozent davon in den USA. Allein in Mexiko betreibt der Konzern 20 Werke, davon sieben in der Autozulieferung. “Ein Großteil der Themen ist in der Planung für 2025 bereits berücksichtigt, so weit das absehbar ist”, sagte der Finanzvorstand.

Im vergangenen Jahr sank der Umsatz um vier Prozent auf 39,7 Milliarden Euro und lag damit am unteren Ende der schon zweimal gestutzten Zielmarke. Das bereinigte Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) stieg dank des florierenden Reifengeschäfts um sieben Prozent auf 2,7 Milliarden Euro. Die Umsatzrendite (Ebit-Marge) stieg auf 6,8 (2023: 6,1) Prozent und lag damit über den Prognosen der Analysten.

Aus dem stagnierenden Nettogewinn von 1,2 Milliarden Euro will Conti eine Dividende von 2,50 Euro je Aktie zahlen, 30 Cent mehr als ein Jahr zuvor. Davon profitiert vor allem die Familie Schaeffler, die 46 Prozent an Conti hält. Die Anleger waren trotzdem enttäuscht: Die Aktie fiel um 8,4 Prozent auf 63,58 Euro.

(Bericht von Alexander Hübner; Mitarbeit: Victoria Waldersee; redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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