Brüssel (Reuters) – Die EU-Kommission will am 19. März einen Aktionsplan zur Unterstützung der kriselnden Stahlindustrie vorlegen.
Der Plan solle langfristige und sektorspezifische Maßnahmen beinhalten, kündigte Kommissionsvizepräsident Stephane Sejourne am Dienstag nach Gesprächen mit der Branche an. Die derzeitigen Quotenregelungen für zollfreie Stahl-Importe müssen bis Mitte kommenden Jahres ersetzt werden. Der Schwerindustrie machen seit Jahren Billig-Importe aus Fernost zu schaffen.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte in Brüssel mit Vertretern von Konzernen wie Thyssenkrupp, Salzgitter und ArcelorMittal sowie von Gewerkschaften und Stahlverbrauchern wie der Automobil- und Bauindustrie die Lage beraten. Überschattet wurde das Treffen von der Ankündigung der US-Regierung unter Präsident Donald Trump, Zölle von 25 Prozent auf Importe von Aluminium und Stahl zu erheben. Die Zölle könnten in der kommenden Woche in Kraft treten.
ÜBERSCHUSS AN STAHL KÖNNTEN EUROPÄISCHE MÄRKTE FLUTEN
Teilnehmer würdigten das Treffen. “Der Dialog auf höchster politischer Ebene der Kommission sendet ein wichtiges Signal und unterstreicht die strategische Bedeutung der Stahlbranche für ein resilientes Europa”, sagte Salzgitter-Chef Gunnar Groebler, der auch Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl ist.
Die Herausforderungen, vor denen die Branche stehe, seien zutreffend thematisiert. “Wir wollen sicherstellen, dass die europäische Stahlindustrie langfristig sowohl wettbewerbsfähig als auch nachhaltig ist”, hatte von der Leyen vor dem Stahl-Gipfel angekündigt.
Die Stahlkocher fürchten, dass insbesondere Billig-Hersteller aus China mit ihren eigentlich für die USA vorgesehenen Werkstofflieferungen den europäischen Markt überschwemmen. Die rund 18 Millionen Tonnen Stahl, die die USA heute importierten, suchten einen offenen Markt wie die EU, sagte der Generaldirektor des europäischen Stahlverbands Eurofer, Axel Eggert.
Die EU hatte 2018 zur Abwehr von Billiganbietern Quoten für zollfreie Lieferungen je Land und Stahlprodukt eingeführt. Nach Vorgaben der Welthandelsorganisation (WTO) sind solche Maßnahmen aber höchstens acht Jahre erlaubt, sodass 2026 andere Schritte ergriffen werden müssen. Die Stahlbranche kämpft zudem mit Überkapazitäten und hohen Energiepreisen. Der größte deutsche Stahlkonzern Thyssenkrupp Steel Europe hat angekündigt, 11.000 seiner rund 27.000 Stellen zu streichen oder auszulagern.
(Bericht von Phillip Blenkinsop, bearbeitet von Tom Käckenhoff, redigiert von Hans Busemann.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)