– von Alexander Hübner
Herzogenaurach (Reuters) – Adidas will Weltmarktführer Nike in diesem Jahr Marktanteile abnehmen und den Gewinn weiter ausbauen.
Während Nike mit schrumpfenden Umsätzen kämpft, stellte der fränkische Sportartikelkonzern am Mittwoch – bereinigt um die inzwischen verkauften “Yeezy”-Restbestände – Umsatzzuwächse von mindestens zehn Prozent für das laufende Jahr in Aussicht. “Wir haben die Ambition, in allen Märkten – mit Ausnahme der USA – die Nummer eins zu sein”, sagte Vorstandschef Björn Gulden auf der Bilanzpressekonferenz in Herzogenaurach. “Aber bis dahin werde ich wohl in Rente sein.” In Europa müsse Adidas die führende Sportmarke sein, “und wir sind auf einem guten Weg dorthin.”
Das Betriebsergebnis soll sich dieses Jahr auf 1,7 bis 1,8 (2024: 1,34) Milliarden Euro verbessern. “Das heißt, dass wir weitere Fortschritte auf unserem Weg zu einem gesunden Unternehmen mit einer operativen Marge von zehn Prozent machen werden”, sagte Gulden. Das hat sich Adidas für 2026 vorgenommen – dazu müsste das Ergebnis aber auf gut 2,5 Milliarden Euro steigen. Die Prognose für das laufende Jahr sei vorsichtig, sagte Finanzchef Harm Ohlmeyer. “Das Auftragsbuch stimmt uns positiv, das Jahr hat gut begonnen.”
Die Aktie, die vorher bis zu 3,5 Prozent nachgegeben hatte, drehte daraufhin ins Plus. Das sei die “Gulden-Methode – wenig versprechen und mehr erreichen”, schrieben die Analysten von Stifel. “Ob es jetzt 1,8 oder zwei Milliarden sind, ist für den künftigen Wert des Unternehmens nicht relevant”, sagte Gulden.
Im vergangenen Jahr hatte Adidas den Umsatz dank eines fulminanten Schlussspurts währungsbereinigt um zwölf Prozent auf 23,7 Milliarden Euro gesteigert. “Wir hatten Glück. Dass der wichtigste Konkurrent zu kämpfen hat, hilft uns”, sagte Gulden. Mit 8,9 (2023: 8,2) Prozent hat die weltweite Nummer zwei nach Daten von GlobalData beim Marktanteil kräftig aufgeholt: Nike stürzte von 15,1 auf 14,2 Prozent ab. Auch Adidas könne 40 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaften, wenn der Konzern weiter zweistellig wachse, sagte Gulden. “Wann das ist, können Sie sich selbst ausrechnen.”
Das Betriebsergebnis verfünffachte sich im vergangenen Jahr, die operative Umsatzrendite schnellte auf 5,6 (1,3) Prozent. Unter dem Strich stand ein Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft von 824 Millionen Euro; 2023 hatte Adidas noch 58 Millionen Euro Verlust geschrieben. Die Dividende soll nach zwei mageren Jahren mit je 70 Cent je Aktie auf 2,00 Euro fast verdreifacht werden.
GULDEN: “VEREINFACHUNG IST DAS SCHWIERIGSTE”
Trotzdem sollen in der Konzernzentrale in Herzogenaurach mit einem Abfindungsprogramm bis zu 500 Arbeitsplätze wegfallen. Es gehe darum, schneller und vor Ort zu entscheiden. “Wir müssen Komplexität reduzieren, aber Vereinfachung ist das Schwierigste überhaupt. Wir mussten viele unserer eigenen Regeln brechen”, sagte Gulden. Man könne nicht von Herzogenaurach aus bestimmen, was sich in Ländern wie den USA oder China gut verkaufe, sagte Gulden. Adidas bestätigte damit erstmals die Abbaupläne, die bereits im Januar durchgesickert waren.
Wegen der gegen China verhängten Zölle der US-Regierung macht sich Gulden wenig Sorgen: “Weniger als fünf Prozent unserer Mengen, die in die USA gehen, kommen aus China”, sagte der Adidas-Chef. Zwar ist China mit einem Anteil von 16 Prozent das drittgrößte Herkunftsland für Adidas-Schuhe und Bekleidung nach Vietnam und Indonesien, doch der Löwenanteil davon bleibt im Land. Notfalls könne Adidas auch Teile der Produktion verlagern. “Wir haben eine gewisse Flexibilität in der Lieferkette”, sagte Gulden.
Die Affäre um die “Yeezy”-Produktlinie des Rappers Ye (Kanye West) ist für Adidas ausgestanden. “Es ist kein einziger Schuh mehr da, alles ist verkauft”, sagte Ohlmeyer. Der Schlussverkauf der Restbestände trug 2024 noch 650 (2023: 750) Millionen Euro bei, bei einem Gewinn von rund 200 (300) Millionen. Adidas hatte sich – noch unter Guldens Vorgänger Kasper Rorsted – von Ye getrennt, nachdem dieser mit rassistischen und antisemitischen Äußerungen mehrfach Negativschlagzeilen gemacht hatte. Aus den Erlösen hat Adidas rund 260 Millionen Euro gespendet oder in eine Stiftung eingebracht.
(Bericht von Alexander Hübner; Mitarbeit: Helen Reid und Linda Pasquini; redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)