Kairo (Reuters) – Das arabische Gipfeltreffen unterstützt einen ägyptischen Plan für den Wiederaufbau des Gazastreifens, der 53 Milliarden Dollar kosten und eine Umsiedlung der Palästinenser vermeiden würde.
Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi sagte am Dienstag, der Vorschlag sei zum Abschluss des Gipfels in Kairo angenommen worden. Der auf fünf Jahre angelegte Plan steht im Gegensatz zu der Vision der “Riviera des Nahen Ostens” von US-Präsident Donald Trump. Als einziger arabischer Anrainerstaat des Gazastreifens spielt Ägypten eine Schlüsselrolle in dem Konflikt. Sisi zeigte sich zuversichtlich, dass auch Trump zu einer Friedenslösung in der Region beitragen könne. Trumps Vorschlag war von arabischer Seite scharf kritisiert worden.
Ägyptens Vorhaben sieht umfassende Investitionen in Infrastruktur und Wohnungsbau vor, darunter einen Hafen, ein Technologiezentrum, Strandhotels und einen Flughafen. In der ersten Phase sollen für 20 Milliarden Dollar unter anderem 200.000 von insgesamt 400.000 geplanten Wohneinheiten entstehen. Das Dokument enthält Karten zur Neugestaltung des Gebiets sowie KI-generierte Bilder von Wohnanlagen und Parks. Die Finanzierung des Wiederaufbaus ist unklar. In der Abschlusserklärung werden internationale Gemeinschaft und Geldgeber zu rascher Hilfe aufgefordert. Eine Schlüsselrolle könnten dabei Golfstaaten wie die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien spielen.
Sisi erklärte, sein Land habe gemeinsam mit den Palästinensern an der Bildung eines Verwaltungsausschusses aus palästinensischen Fachleuten gearbeitet. Dieser Ausschuss soll die humanitäre Hilfe überwachen und den Gazastreifen übergangsweise verwalten, bis die Palästinensische Autonomiebehörde zurückkehren kann. Die im Gazastreifen herrschende radikal-islamische Hamas, die dem Plan zufolge weitgehend entmachtet würde, begrüßte Ägyptens Plan zum Wiederaufbau des Gazastreifens.
Das israelische Außenministerium kritisierte dagegen die Erklärung des Gipfels. Diese gehe nicht auf die reale Situation nach dem Angriff der Hamas vom 7. Oktober ein. “Der brutale Terroranschlag der Hamas, der Tausende von israelischen Toten und Hunderte von Entführungen zur Folge hatte, wird nicht erwähnt, und es gibt auch keine Verurteilung dieser mörderischen terroristischen Vereinigung”, hieß es in einer Mitteilung. Zudem sei der Idee Trumps zur Umsiedlung keine Chance gegeben worden.
Die Hamas hatte 2007 nach einem kurzen Bürgerkrieg die Palästinensische Autonomiebehörde aus dem Gazastreifen vertrieben und seitdem jegliche Opposition unterdrückt. Auslöser des Krieges im Gazastreifen war der Überfall der Hamas und des mit ihr verbündeten Islamischen Dschihads am 7. Oktober 2023 auf den Süden Israels. Dabei wurden nach israelischen Angaben 1200 Menschen getötet und etwa 250 Menschen in den Gazastreifen verschleppt. Das israelische Militär reagierte mit einer großangelegten Offensive, bei der nach palästinensischen Angaben mehr als 47.000 Menschen starben und 111.000 verletzt wurden.
(Bericht von James Mackenzie, Nidal al-Mughrabi, Pesha Magid, Andrew Mills und Jana Choukeir; geschrieben von Leon Kügeler, Birgit Mittwollen, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)