Studie: Energiewende bleibt in Krise Jobmotor – seit 2019 Jobanzeigen verdoppelt

Berlin (Reuters) – Die Energiewende bleibt in der Rezession ein Jobmotor für die deutsche Wirtschaft.

Dies zeigt eine Analyse von 60 Millionen Online-Stellenanzeigen durch das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) für die Bertelsmann Stiftung vom Donnerstag. Demnach hat sich die Zahl der Jobangebote rund um die Energiewende seit 2019 von rund 173.000 auf 372.500 mehr als verdoppelt. Der Anteil der Branche am gesamten Stellenmarkt wuchs in dieser Zeit von anderthalb auf fast vier Prozent. Der Fachkräftemangel sei so groß, dass immer mehr Arbeitgeber für Quereinsteigende offen seien, hieß es.

“Während in der Industrie in großem Umfang Stellen abgebaut werden, entstehen im Bereich der Energiewende nach wie vor zusätzliche Jobs”, sagte Jana Fingerhut, Arbeitsmarktexpertin der Bertelsmann Stiftung. “Mit Blick auf den Genehmigungsrekord von Windkraftanlagen im Jahr 2024 dürfte der Bedarf an Arbeitskräften für die Energiewende in den nächsten Jahren noch zunehmen.”

Für die stärksten Impulse am Arbeitsmarkt sorgte der Ausbau der Solarenergie. Hier erhöhte sich die Zahl ausgeschriebener Stellen zwischen 2019 und 2024 massiv von 41.500 auf 102.000 – trotz eines Rückgangs im Jahr 2024. Auf geringerem Niveau – aber auch um 70 Prozent – stieg die Zahl der Jobangebote von 2019 bis 2024 in der Windenergie auf fast 53.000.

Im Zuge der Energiewende werden auch immer mehr Arbeitsplätze in der dazugehörigen Infrastruktur benötigt. Hier sind insgesamt fast doppelt so viele Stellen ausgeschrieben wie bei den erneuerbaren Energien selbst, wie aus der Studie hervorgeht. Den Löwenanteil machen hier Netzinfrastruktur und Speicherung von Energie aus. Den größten Sprung nach vorn macht die Wasserstoff-Branche, wo sich die Zahl der ausgeschriebenen Stellen in den vergangenen sechs Jahren fast verfünffacht hat. “Ohne den Ausbau der Infrastruktur kommt die Energiewende nicht voran”, sagte Gunvald Herdin, Arbeitsmarktexperte der Bertelsmann Stiftung.

Auch rund um die Energiewende gibt es Fachkräftemangel. Laut Bundesagentur für Arbeit sind fünf der zehn für den Ausbau der erneuerbaren Energien wichtigen Berufe Engpassberufe, für die es hohe Nachfrage gibt, aber nicht genug Bewerberinnen und Bewerber. Betroffen sind der Studie zufolge Bauelektriker, Fachkräfte für Sanitär, Heizung und Klima, Spezialisten für regenerative Energietechnik, Fachkräfte für elektrische Betriebstechnik und Dachdecker.

(Bericht von Klaus Lauer; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

tagreuters.com2025binary_LYNXNPEL250FH-VIEWIMAGE