Berlin (Reuters) – Die Konjunkturerwartungen der Börsianer für die Wirtschaft der Euro-Zone haben sich im März wegen der geplanten Rüstungs- und Infrastrukturprogramme so stark aufgehellt wie seit 13 Jahren nicht mehr.
Das entsprechende Stimmungsbarometer stieg im März um 17 Punkte auf plus 18 Zähler, wie die Beratungsfirma Sentix am Montag zu ihrer monatlichen Umfrage unter rund 1100 Investoren mitteilte. Das ist nicht nur der dritte Anstieg in Folge, sondern zugleich der drittstärkste seit Beginn der Umfrage 2003. Das Barometer liegt damit auf dem höchsten Wert seit Juli 2021.
Sentix-Geschäftsführer Manfred Hübner liest aus den Daten “Historisches”. “Ursächlich hierfür sind neue Schulden”, sagte er unter verwies unter anderem auf die von der Europäischen Union geplanten 800 Milliarden Euro, die in den kommenden Jahren für Aufrüstung ausgegeben werden sollen.
US-BAROMETER IM SINKFLUG
Hinzu kommt, dass Deutschland nicht nur stärker in seine Verteidigung investieren will. Union und SPD haben in ihren Gesprächen zur Bildung einer Bundesregierung auch ein 500 Milliarden Euro großes Paket an Investitionen in die Infrastruktur verabredet. “Für Deutschland sind die Anleger regelrecht euphorisiert”, sagte Hübner. Hier kletterte das Barometer für die Konjunkturerwartungen von Europas größter Volkswirtschaft von minus 5,8 auf plus 20,5 Punkte nach oben – den besten Wert seit annähernd vier Jahren.
Ökonomen warnen aber vor übertriebener Euphorie. “Damit aus dem erhofften Konjunkturimpuls auch ein dauerhaft höheres (Potenzial-)Wachstum resultiert, müssen die Mittel sinnvoll verwendet und von Strukturreformen begleitet werden”, sagte DekaBank-Volkswirt Andreas Scheuerle. “Geschieht das nicht, so kommt es nur zu einem Strohfeuer.”
Ganz anders schätzen die Börsianer die Aussichten für andere Weltregionen ein. “In den USA messen wir einen massiven Einbruch von Lage- und Erwartungswerten, wie wir sie bisher nur in der Finanzkrise 2008 messen konnten”, sagte Hübner. Das Barometer für die Erwartungen fiel dabei von plus 8,0 auf minus 17,8 Punkte. Die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump, der sich mit seinen Zollforderungen mit Kanada, Mexiko und China anlegt und gleichzeitig die Differenzen mit Europa vergrößert, sorge für eine beispiellose Verunsicherung der Anleger, sagte Hübner.
(Bericht von Rene Wagner; Redigiert von Ralf Banser; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)