Frankfurt (Reuters) – Der Dax hat am Donnerstag nur schwer eine Richtung gefunden.
Der deutsche Leitindex gab zeitweise ein Prozent auf 22.440 Zähler nach, notierte zwischenzeitlich aber auch immer mal wieder im Plus. Der EuroStoxx50 legte 0,1 Prozent zu. “Die Börsen bleiben volatil”, sagte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Auch Experte Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets konstatierte: “Zu groß ist die handels- und geopolitische Unsicherheit mit dem, was da im Weißen Haus in diesen Tagen entschieden wird.” Vor allem die sprunghafte Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump werde zur Achillesferse für die Börse. Seit seinem Rekordhoch von 23.475,880 Zählern am vergangenen Donnerstag hat der Dax gut vier Prozent an Wert verloren.
Themen, die den Anlegern derzeit Kopfschmerzen bereiten, gibt es viele. Neben der Angst vor einem eskalierenden Handelskrieg und der damit verbundenen Rezessionsgefahr sorgen der unklare Ausgang der von den USA angestoßenen Friedensbemühungen im Ukraine-Krieg und die Frage, ob das geplante Milliarden-Schuldenpaket für Infrastruktur und Verteidigung eine Mehrheit im Bundestag findet, für Unruhe am Markt. Der alte Bundestag berät am Donnerstag in einer Sondersitzung erstmals über die Pläne von Union und SPD, für die sie auf Stimmen der Grünen angewiesen sind. Diese hatten ihre Ablehnung des Finanzpakets zuletzt bekräftigt. Unter anderem die politische Unsicherheit in Berlin habe die sonst so überzeugt auftretenden Schnäppchenjäger vergrätzt, resümierte Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Der Euro, der in Erwartung des Fiskalpakets zeitweise auf einem Fünf-Monats-Hoch von 1,0947 Dollar notiert hatte, büßte 0,2 Prozent auf 1,0860 Dollar ein. Der Dollar-Index notierte kaum verändert bei 103,6020 Punkten.
AKTIEN VON DAIMLER TRUCK TAUCHEN AB
Die Nervosität vieler Anleger machte sich auch bei den Einzelwerten bemerkbar, die zum Teil sehr deutliche Ausschläge verzeichneten. In die Tiefe rauschten in den ersten Handelsminuten die Aktien von Daimler Truck mit einem Minus von bis zu 14,6 Prozent. Sie waren der mit Abstand schwächste Dax-Wert. Bis zum Mittag grenzten die Papiere ihre Verluste auf fünf Prozent ein. Die US-Umweltbehörde Environmental Protection Agency (EPA), deren Leitung US-Präsident Donald Trump ausgewechselt hatte, will unter anderem verschärfte Emissionsvorschriften für Nutzfahrzeuge abschaffen. Für Daimler Truck, den weltweit führenden Hersteller von Schwerlastern, sind die USA der wichtigste Markt. Das Unternehmen hat massiv in emissionsfreie Antriebe investiert. Analysten zufolge könnte sich eine Abschaffung der ab 2027 greifenden Klimavorschriften schon in diesem Jahr auf den Lkw-Absatz auswirken. Die Papiere von Volvo und Traton fielen zeitweise um jeweils rund fünf Prozent.
Ebenfalls Federn lassen mussten K+S nach einem Gewinneinbruch im vergangenen Jahr. Die Titel des Düngemittel- und Salzherstellers büßten im MDax in der Spitze 6,7 Prozent ein. Für Grenke ging es im SDax zeitweise sogar um 22,3 Prozent bergab. Mit 13,30 Euro waren sie so billig wie seit fast 13 Jahren nicht mehr. Der IT-Leasing-Spezialist erzielte 2024 weniger Gewinn. Im laufenden Jahr erwartet das Unternehmen zwar eine Erholung, doch der Ausblick blieb einem Händler zufolge hinter den Markterwartungen zurück.
HANNOVER RÜCK ERFREUT ANLEGER MIT DIVIDENDENERHÖHUNG
Für Kauflaune sorgten dagegen Hannover Rück, da der Konzern nach einem Gewinnsprung die Dividende um ein Viertel erhöht. Die Aktien standen im Dax mit einem Plus von 1,5 Prozent an der Spitze. Gefragt war zudem der Bausektor: Die Hoffnung auf ein Friedensabkommen im Ukraine-Krieg und einem anschließenden Wiederaufbau trieb die Aktien von Klöckner zeitweise um knapp zehn Prozent und Thyssenkrupp um 8,8 Prozent nach oben. Der europäische Index für die Baubranche legte 0,7 Prozent zu. Einem Händler zufolge setzten Anleger auf einen groß angelegten Wiederaufbau der zerstörten ukrainischen Städte. Russland ist dem Außenministerium zufolge zu Gesprächen mit den Vereinigten Staaten über eine Friedensinitiative bereit, die von der US-Regierung mit der Ukraine erörtert wurde.
(Bericht von: Daniela Pegna, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)