München (Reuters) -Der weltweit drittgrößte Rückversicherer Hannover Rück erwartet trotz zuletzt bröckelnder Preise keine rasche Trendumkehr auf dem Markt. “Einen weichen Markt im nächsten Jahr sehe ich überhaupt nicht”, sagte der scheidende Vorstandschef Jean-Jacques Henchoz am Donnerstag auf der Bilanzpressekonferenz in Hannover. Grund für den steigenden Preisdruck sei nicht etwa von außen in den Markt drängendes Kapital – etwa von Hedgefonds – sondern das Streben der traditionellen Rückversicherer nach Wachstum. “Wir sehen ein bisschen mehr Wettbewerbsdruck, aber moderat”, sagte Henchoz, der sein Amt Ende März an Finanzchef Clemens Jungsthöfel übergibt.
Bei den jüngsten Verhandlungen mit den Erstversicherern über die Erneuerung der Verträge waren die Rückversicherungspreise risikobereinigt zum ersten Mal seit Jahren leicht gesunken. Die verheerenden Waldbrände in Kalifornien könnten helfen, das Preisniveau weiter zu stabilisieren, sagte Henchoz. Der für die Schaden-Sparte zuständige Vorstand Sven Althoff sagte, er gehe von deutlichen Preiserholungen und höheren Selbstbehalten für solche Naturkatastrophen in Kalifornien aus. In diesem Fall wäre die Hannover Rück bereit, ihr Angebot dort aufrechtzuerhalten. “Sonst würden wir unsere Position überdenken.”
Die Waldbrände in reichen Vororten von Los Angeles kosten Hannover Rück nach eigenen Schätzungen 500 bis 700 Millionen Euro. Das seien zwei Prozent des gesamten versicherten Schadens. “Das ist unterdurchschnittlich”, sagte Althoff. In der Regel trage die Hannover Rück entsprechend ihrem Marktanteil vier bis fünf Prozent. Mit dem erwarteten Schaden ist ihr anteiliges Großschadenbudget für das erste Quartal bereits aufgebraucht. Für das Gesamtjahr liegt es bei 2,1 Milliarden Euro. Trotzdem bleibt Henchoz bei dem Ziel, den Gewinn 2025 auf 2,4 Milliarden Euro zu schrauben.
Im vergangenen Jahr war er um 28 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro nach oben geschnellt. Die Ausgaben für Großschäden blieben mit 1,6 (Vorjahr: 1,6) Milliarden Euro innerhalb des Budgets von 1,825 Milliarden Euro. Die größten Schäden für die Hannover Rück waren der Hurrikan “Milton” (230 Millionen Euro), der über den Südosten der USA hinwegzog, sowie Überschwemmungen in Mittel- und Osteuropa (194 Millionen). Die Schaden-Kostenquote in der Schaden-Rückversicherung verbesserte sich auf 86,6 (2023: 94,0) Prozent – Zielwert waren weniger als 89 Prozent.
Die Aktionäre der Hannover Rück – allen voran die Muttergesellschaft Talanx – sollen daran mit einer höheren Dividende beteiligt werden. Für 2024 sollen 9,00 (2023: 7,20) Euro je Aktie ausgeschüttet werden, davon 2,00 (1,20) Euro als Sonderdividende. Die Kapitalausstattung lag Ende 2024 mit einer Solvenzquote von 261,2 (Ende 2023: 269,5) Prozent deutlich über der Zielmarke von 200 Prozent.
(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)