Moskau/Kiew (Reuters) – Der russische Präsident Wladimir Putin hat erstmals seit dem Eindringen ukrainischer Truppen die russische Grenzregion Kursk besucht.
Die russischen Truppen sollten Kursk vollständig befreien, sagte Putin Berichten der staatlichen russischen Nachrichtenagenturen RIA und Interfax vom Mittwoch zufolge. Das Staatsfernsehen zeigte Putin in einer Militäruniform beim Besuch eines vom Militär genutzten Kontrollzentrums. “Tatsächlich müssen wir den Feind, der sich in der Oblast Kursk verschanzt hat und hier immer noch Verteidigungsaktionen vornimmt, in kürzester Zeit endgültig besiegen”, sagte der Präsident vor der versammelten Militärspitze. Generalstabschef Waleri Gerassimow erklärte, die ukrainischen Einheiten in Kursk seien eingekesselt. “Die systematische Zerstörung ist im Gange.”
Die Oblast Kursk liegt im Westen Russlands und grenzt an die Region Sumy im Nordosten der Ukraine. Deren Truppen hatten im August die Grenze überschritten und waren auf russisches Territorium vorgerückt. Nach eigenen Angaben hatte das ukrainische Militär ein Gebiet von mindestens 1300 Quadratkilometern Fläche unter ihre Kontrolle gebracht.
Die russischen Streitkräfte hätten mehr als 1100 Quadratkilometer zurückerobert, sagte Gerassimow. Putin hörte sich den Bericht seines Generalstabschefs an und sagte, Russland solle ukrainische Soldaten, die in Kursk als gefangengenommen worden seien, als Terroristen behandeln. “Menschen, die sich in der Oblast Kursk aufhalten, die hier Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung begehen, die sich unseren Streitkräften, Strafverfolgungsbehörden und Geheimdiensten widersetzen, … sind die Menschen, die wir auf jeden Fall als Terroristen behandeln sollten.” Putin fügte hinzu, Russland beabsichtige nicht, die Genfer Konventionen auf Ausländer auszudehnen, die auf der Seite der Ukraine kämpften.
Die Regierung in Kiew erklärte das Vorrücken in Kursk seinerzeit als den Versuch, sich ein Druckmittel für künftige Verhandlungen zu sichern. Außerdem sollte Russland so gezwungen werden, seine Truppen aus der Ostukraine abzuziehen. In den vergangenen Tagen startete Russland jedoch eine großangelegte Fallschirmjägeroffensive aus mehreren Richtungen, um die Versorgungslinien der Ukraine und mögliche Rückzugsrouten abzuschneiden.
Die ukrainischen Truppen in Kursk werden dem Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Olexander Syrskyj, zufolge ihren Einsatz “so lange wie angemessen und nötig” fortsetzen. Die Kämpfe am Stadtrand von Sudscha in Kursk hielten an, teilte er auf Facebook mit. Die ukrainischen Truppen würden bei Bedarf in günstigere Positionen verlegt, erklärte Syrskyj. Die Rettung des Lebens der Soldaten habe Vorrang. Russland versuche, die ukrainischen Einheiten aus Kursk zu vertreiben und die Kämpfe in die ukrainischen Grenzgebiete zu verlagern.
(Reuters-Bericht, geschrieben von Sabine Ehrhardt, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)