VW-Markenchef schließt schnelle Produktionsverlagerung in USA aus

Berlin (Reuters) – Volkswagen-Markenchef Thomas Schäfer schließt angesichts der drohenden Zölle auf Autoimporte in den USA eine schnelle Steigerung der Produktion im US-Werk in Chattanooga aus.

Es sei nicht realistisch, die Fertigung kurzfristig zu verlagern, sagte Schäfer am Donnerstag. Volkswagen beobachte die Situation genau und arbeite an Plänen für eine langfristige Lösung.

US-Präsident Donald Trump hatte zuletzt die Einführung von Zöllen auf bestimmte Autoimporte aus Mexiko und Kanada um einen Monat verschoben. Volkswagen profitiert von dieser Regelung, weil die Produkte den USMCA-Herkunftsvorschriften entsprechen – anders als die BMW-Autos, die in Mexiko gebaut werden. Der Wolfsburger Autobauer stellt in Chattanooga das elektrische SUV ID.4 sowie den Atlas her und führt aus seinem Werk in Mexiko unter anderem die SUV-Modelle Tiguan in der Langversion und Taos sowie die Limousine Jetta in die USA ein.

David Powels, Finanzchef der Markengruppe Core mit den Marken Volkswagen, Skoda, Seat/Cupra und der Nutzfahrzeugsparte sagte, das Unternehmen habe bislang die Lagerbestände bei den Händlern in den USA nicht hochgefahren, um sich für die Einführung der Zölle zu rüsten. Dafür sei die Situation zu unklar und zu instabil.

ELEKTROAUTO-RABATTE KOSTEN GEWINN

2024 drückten Rabatte für Elektroautos, die Markteinführung neuer Modelle und ein Abfindungsprogramm in der Verwaltung den Gewinn der Kernmarke VW. Die Marke verdiente gut ein Viertel weniger als vor Jahresfrist, die Umsatzrendite schrumpfte auf 2,9 Prozent von 4,1 Prozent im Vorjahr. Powels sagte, die Kosten für die notwendigen Restrukturierungsmaßnahmen hätten das Unternehmen stark belastet. “Das Jahr markiert insgesamt für uns einen Wendepunkt – wir arbeiten nun konsequent daran, unsere Organisation kosteneffizienter und nachhaltig erfolgreich aufzustellen.” Für das laufende Jahr hat sich VW in der Kernmarke eine Rendite von vier Prozent vorgenommen, bis 2029 sollen es 6,5 Prozent werden.

Das Volkswagen-Management hatte sich Ende 2023 mit dem Betriebsrat auf ein Performance-Programm geeinigt, zu dem unter anderem der Abbau von Stellen im indirekten Bereich gehört – dazu zählen etwa Verwaltung und Entwicklung. Rund 4200 Arbeitsplätze seien so bereits weggefallen. Unter anderem durch optimierte Schichten sei es gelungen, die Fabrikkosten pro Fahrzeug in den Werken der Marke Volkswagen um drei Prozent zu senken, erklärte Volkswagen. Der Sparkurs wurde zuletzt verschärft. Im Dezember einigte sich Volkswagen mit der Gewerkschaft dann auf ein verschärftes Sparprogramm, das unter anderem den Abbau von rund 35.000 Arbeitsplätzen beinhaltet.

Derzeit werde mit Hochdruck an der Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen gearbeitet, hieß es. Damit will Volkswagen in der gesamten Markengruppe Core eine Umsatzrendite von acht Prozent schaffen. 2024 lag dieser Wert bei fünf Prozent.

(Bericht von Christina Amann; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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