Springer Nature setzt auf Geschäft mit Open Access – Aktie im Minus

Berlin (Reuters) – Der Berliner Wissenschaftsverlag Springer Nature hat im vergangenen Jahr Umsatz und Gewinn gesteigert und peilt auch 2025 Wachstum an.

Die Erlöse kletterten organisch – also ohne Wechselkurs- und Portfolioveränderungen – um fünf Prozent auf rund 1,85 Milliarden Euro, der bereinigte operative Gewinn stieg organisch um sieben Prozent auf 512 Millionen Euro. “Wir sind sehr zufrieden”, sagte Firmenchef Frank Vrancken Peeters am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Die Ergebnisse entsprächen weitgehend den Erwartungen beim Börsengang vor einem halben Jahr.

Anleger zeigten sich jedoch vor allem vom Ausblick enttäuscht. Die im Kleinwerteindex SDax enthaltene Aktie brach um mehr als acht Prozent auf 20,66 Euro ein und notierte damit erstmals unter dem Ausgabepreis beim Börsengang im Oktober von 22,50 Euro. Der deutsche Aktienmarkt hat seither ein Rekordhoch nach dem anderen erklommen.

Für 2025 peilt Peeters eine bereinigte operative Gewinnmarge mindestens auf dem Niveau der 27,7 Prozent von 2024 an und 1,89 bis 1,94 Milliarden Euro Erlöse. Der ausgewiesene Umsatz war im vergangenen Jahr wegen Wechselkurseffekten und einem Firmenverkauf minimal auf 1,85 Milliarden Euro gesunken. Zum Verlag gehören Wissenschaftsmagazine wie “Nature” und “Scientific American”.

Springer Nature habe einen bedeutenden Meilenstein erreicht, indem es zum ersten Mal die Hälfte seiner Forschungsartikel – frei zugänglich – über Open Access (OA) veröffentlichte, sagte Peeters. “Und wir setzen unsere Investitionen in Technologie, insbesondere Künstliche Intelligenz, fort, um den Publikationsprozess zu transformieren und der Forschungsgemeinschaft einen Mehrwert zu bieten.” Hier gab das Unternehmen 2024 rund 177 Millionen Euro aus. In Europa seien praktisch alle von Springer Nature veröffentlichten Artikel frei zugänglich, in den USA habe man hier zuletzt gute Fortschritte gemacht. “Ob wir in den nächsten drei Jahren beispielsweise 75 Prozent erreichen, bleibt abzuwarten”, sagte der Verlagschef. Das hänge nicht von Springer Nature ab. Aber man setze sich für Open Access ein. Frei zugängliche Artikel würden meist häufiger heruntergeladen, zitiert und beachtet als andere.

FOKUS BEI ZUKÄUFEN AUF FORSCHUNG UND TECHNOLOGIE

Die mit Abstand größte Verlagssparte, das Segment Research, bleibt wichtigster Wachstumstreiber. Hier erzielte Springer Nature 1,41 Milliarden Euro Umsatz und damit ein Plus von sechs Prozent. Bei organischem Wachstum sei man gut unterwegs, sagte Peeters. “Bei Zukäufen liegt der Schwerpunkt natürlich im Geschäftsbereich Forschung und bei Technologiekomponenten.” Finanzchefin Alexandra Dambeck ergänzte, dass man die Ziele auch ohne Übernahmen erreichen könne. “Aber wenn sich eine Gelegenheit bietet, sollte man sich das unbedingt anschauen.”

Springer Nature hatte sich am 4. Oktober an die Frankfurter Börse gewagt, um die Verschuldung zu reduzieren und dem Finanzinvestor BC Partners den Ausstieg zu ermöglichen. Der 1842 in Berlin gegründete Verlag mit rund 9400 Beschäftigten in mehr als 40 Ländern bringt etwa 14.000 Fachbuch-Titel jährlich auf den Markt und verlegt rund 3000 Fachzeitschriften. Das Unternehmen ist 2015 aus der Fusion von Springer Science mit der Holtzbrinck-Tochter Macmillan Science & Education entstanden und hat derzeit einen Börsenwert von rund 4,5 Milliarden Euro.

(Bericht von Klaus Lauer, Mitarbeit: Elizaveta Gladun und Paolo Laudani, redigiert von Ralf Banser – Bei Rückfragen wenden Sie sich an die Redaktionsleitung unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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