– von Tom Käckenhoff und Christoph Steitz
Essen (Reuters) – RWE-Chef Markus Krebber rechnet nach einem Gewinneinbruch 2024 auch im neuen Jahr mit schwächeren Ergebnissen und schaltet daher bei den Investitionen einen Gang zurück. Der größte deutsche Energiekonzern sei zwar gut aufgestellt, betonte der Manager am Donnerstag auf der Bilanzpressekonferenz in Essen. “Wir müssen aber auch zur Kenntnis nehmen, dass das Investitionsumfeld unsicherer geworden ist.” Von 2025 bis 2030 seien insgesamt Investitionen von 35 Milliarden Euro geplant – rund zehn Milliarden Euro weniger als bisher geplant.
Gründe seien unter anderem eine weiter hohe Inflation, steigende Zinsen, Engpässe in den Lieferketten und etwaige zusätzliche Zölle. “Das sind Risikofaktoren, die bei Entscheidungen für Neuinvestitionen zu berücksichtigen sind.” Im vergangenen Jahr habe RWE in den Ausbau seiner Stromerzeugung zehn Milliarden Euro investiert.
Krebber hat den früheren Atom- und Kohle-Dino in den vergangenen Jahren auf Ökokurs getrimmt. Dabei war ihm kein Weg zu weit – weder in Asien noch in Nordamerika. Insbesondere in den USA ist die Lage für den Ausbau der Wind- oder Solarenergie mit dem Regierungswechsel aber ungewiss geworden, gehört der neue Präsident Donald Trump doch zu den größten Kritikern. Es sei unmöglich hervorzusehen, wie sich dort der Markt für Erneuerbare Energien entwickle werde, hieß es im Geschäftsbericht.
Die Aktionäre könnten derweil von weiteren Aktienrückkaufprogrammen profitieren. “Aktienrückkäufe bleiben auch in Zukunft Teil unserer möglichen Kapitalallokations-Entscheidungen”, sagte Krebber. Der Konzern hat bereits ein Programm im Volumen von 1,5 Milliarden Euro laufen, das im zweiten Quartal 2026 abgeschlossen sein soll.
Kritik kam erneut vom Finanzinvestor Enkraft: Der forderte, daws Aktienrückaufprogramm müsse erweitert und deutlich beschleunigt werden. 1,5 Milliarden Euro über zwei Jahre zurückzukaufend sei “bestenfalls homöopathisch”. “RWE fehlt es an der Glaubhaftigkeit, mit den Investitionen angestrebte Renditen zu erwirtschaften. Der Aktienkurs ging zeitweise um 4,4 Prozent zurück.
An seinen finanziellen Zielen hält RWE fest. Das bereinigte Nettoergebnis soll bis 2030 auf vier Milliarden steigen und die Dividende jährlich um fünf bis zehn Prozent. Grund für den Gewinnrückgang im vergangenen Jahr waren vor allem niedrigere Margen beim Terminverkauf der Stromerzeugung und Einbußen im Handelsgeschäft, weil die Strompreise sanken. 2025 erwartet der Konzern weitere Einbußen: Das bereinigte Ebitda soll zwischen 4,55 und 5,15 Milliarden Euro liegen. Für das vergangene Jahr sollen die Aktionäre dennoch eine höhere Dividende von 1,10 (Vorjahr: 1,00) Euro je Aktie erhalten. Für 2025 peilt RWE 1,20 Euro je Anteilsschein an.
(Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)