Los Angeles/Carlsbad (Reuters) – Die von Präsident Donald Trump angedachte Hafengebühr für Frachter mit Verbindungen nach China wirkt sich nach Angaben von Branchenvertretern bereits jetzt auf die Exportfähigkeit der USA aus.
Die Aussicht auf die Gebühr habe die Verfügbarkeit von Schiffen für den Transport von Agrarprodukten, Baumaterialien, Industriegütern und Bodenschätzen eingeschränkt, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters von Exporteuren und Transportunternehmen. Diese haben sich vor Anhörungen des US-Handelsvertreters (USTR) kommende Woche zudem in Schreiben und Stellungnahmen lautstark über den Plan beklagt.
Reuters erhielt Anfang März Einblick in den Entwurf eines Erlasses, mit dem Trump den Schiffsbau in den USA wiederbeleben will. Der Executive Order sieht vor, Hafengebühren von bis zu 1,5 Millionen Dollar für in China gefertigte Schiffe oder Flotten, zu denen solche Schiffe gehören, zu erheben. China beherrscht den Schiffsbau zunehmend: Der USTR gab am 16. Januar die Ergebnisse einer noch unter Präsident Joe Biden in Auftrag gegebenen Studie bekannt, wonach die Volksrepublik 2023 für mehr als 50 Prozent der Schiffbaustonnage verantwortlich war. Im Jahr 1999 seien es noch fünf Prozent gewesen. In den USA seien 1975 70 Schiffe gebaut worden, pro Jahr seien es jetzt noch fünf.
Allerdings wirke sich schon allein die Diskussion über die etwaigen Gebühren auf die US-Kohleindustrie aus, beklagten nun Branchenvertreter. Schiffseigner lehnten es schon ab, Angebote für künftige US-Transporte abzugeben, hieß es in einem Schreiben des Chefs von Xcoal Energy & Resources, Ernie Thrasher, an Handelsminister Howard Lutnick. Der auf den 12. März datierte Brief lag Reuters vor. Die Gebühren könnten Thrasher zufolge die US-Kohleexporte innerhalb von 60 Tagen zum Erliegen bringen und damit Lieferungen im Wert von 130 Milliarden Dollar gefährden. Sie könnten zudem die Lieferkosten für amerikanische Kohle um bis zu 35 Prozent erhöhen und sie damit auf dem Weltmarkt unrentabel machen.
KOHLEVERBAND: ZECHEN BEREITEN ENTLASSUNGEN VOR
Thrasher bestätigte das Schreiben und sagte, er habe zunächst keine Antwort der Regierung erhalten. Er warnte vor einem “katastrophalen” Verlust – direkt und indirekt – von Arbeitsplätzen. Der Chef des Kohleverbandes von West Virginia, Chris Hamilton, äußerte ähnliche Bedenken. Die unverkauften Kohlevorräte häuften sich, sagte er Reuters. Daher bereiteten sich die Zechen in dem US-Bundesstaat auf die Entlassung von Bergleuten vor. Einzelheiten nannte er nicht. Zu den Importeuren der US-Kohle gehört auch Deutschland. Vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamts für 2024 zufolge waren die USA für grob ein Drittel der aus dem Ausland eingeführten Steinkohle verantwortlich.
Aus anderen US-Branchen kommen ähnliche Beschwerden wie die der Kohleindustrie. Die Lobbygruppe American Petroleum Institute warnte in einem Brief vom 10. März an den USTR, die Gebühr könne den Export von anderen Energieträgern wie Öl, Flüssigerdgas (LNG) und Erdölprodukten erschweren. Die American Farm Bureau Federation beklagte, die US-Landwirte würden bereits von den kanadischen und mexikanischen Gegenzöllen gebeutelt. Drei amerikanische Getreideexporteure sprachen davon, dass sie für die Zeit ab Mai keine Seetransporte über die Ozeane buchen könnten. Die USA exportierten nach amtlichen Angaben 2024 Agrarexporte mit einem Volumen von mehr als 64 Milliarden Dollar.
(Bericht von Lisa Baertlein, Karl Plume Timothy Gardner und Scot W. Stevenson, redigiert von Birgit Mittwollen.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)