Frankfurt (Reuters) – Der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk hat sich in einem bis zu zwei Milliarden Dollar schweren Deal die weltweiten Rechte an einem neuen Gewichtsabnahme-Wirkstoff des chinesischen Unternehmens United Laboratories gesichert.
Novo Nordisk zahlt dafür zunächst 200 Millionen Dollar, hinzu kommen erfolgsabhängige Meilensteinzahlungen von bis zu 1,8 Milliarden Dollar, wie United Laboratories am Montag mitteilte. Das Unternehmen behält die Rechte für den Wirkstoff in Festlandchina, Hongkong, Macau und Taiwan.
Mit dem Deal erhält Novo Nordisk die Lizenz zur Entwicklung, Herstellung und Vermarktung des experimentellen Wirkstoffs UBT251. Das Mittel zielt auf eine Kombination von drei Darm- und Bauchspeicheldrüsenhormonen ab – GLP-1, GIP und Glukagon – daher der Name “Triple G”. Es könnte damit eine stärkere Gewichtsabnahme ermöglichen als die derzeit führenden Abnehmspritzen Wegovy von Novo Nordisk und Zepbound/Mounjaro von Eli Lilly, die nur den GLP-1-Rezeptor adressieren.
Der weltweite Markt für Adipositas-Behandlungen wird in den kommenden zehn Jahren auf 150 Milliarden Dollar geschätzt. Novo Nordisk und Eli Lilly dominieren das Feld, doch der Wettbewerb nimmt zu. Eli Lilly entwickelt mit Retatrutide ein ähnliches Mittel wie UBT251, das in einer mittleren Studienphase eine Gewichtsreduktion von bis zu 24,2 Prozent zeigte. Analysten sehen UBT251 als potenziell konkurrenzfähig zu Retatrutide.
Die Übernahme kommt für Novo Nordisk zu einem entscheidenden Zeitpunkt: Das Unternehmen hatte zuletzt mit enttäuschenden Studiendaten zu seinem nächsten Hoffnungsträger CagriSema zu kämpfen, was Sorgen über einen möglichen Vorsprung von Eli Lilly verstärkte. Laut BMO-Analyst Evan Seigerman könnte der Lizenzdeal ein erster Schritt für Novo sein, alternative Wirkmechanismen zu verfolgen, um auf dem Markt für hochwirksame Abnehmmedikamente konkurrenzfähig zu bleiben.
Dabei setzt nicht nur Novo Nordisk auf chinesische Biotechunternehmen: Auch Merck und Eli Lilly haben zuletzt Partnerschaften mit chinesischen Firmen geschlossen, um neue Adipositas-Wirkstoffe zu entwickeln. Große Pharmaunternehmen sehen chinesische Biotech-Firmen zunehmend als günstige Quelle für frühe Lizenzvereinbarungen, wie Analyst Seigerman urteilte.
(Bericht von Mariam Sunny in Bangalore, geschrieben von Patricia Weiß, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)