Berlin (Reuters) – Nach ihrem Konzernumbau und einem Gewinnsprung von über 30 Prozent sieht sich die Norddeutsche Landesbank wieder in der Lage, eine Dividende zu zahlen.
“Die Bank ist grundsätzlich ausschüttungsfähig”, sagte NordLB-Chef Jörg Frischholz am Dienstag auf der Bilanz-Pressekonferenz in Hannover. Das müssten aber die Eigentümer entscheiden. Wichtig sei, dass die Bank nach der Rettung vor ein paar Jahren und ihrer Transformation nun überhaupt wieder über eine Dividende nachdenken könne. “Das ist erstmal ein tolles Problem, dass wir uns darüber unterhalten dürfen”, sagte Frischholz.
Operativ lief es bei der NordLB 2024 rund. Sie konnte dank Rückenwind im Zinsgeschäft und Kostensenkungen ihren Gewinn um rund 31 Prozent steigern. Das Vorsteuerergebnis kletterte auf 356 (Vorjahr: 271) Millionen Euro und damit auf den höchsten Stand seit 2015. Begünstigt durch Steuereffekte lag das Konzernergebnis unterm Strich bei 627 Millionen Euro und damit weit über den 224 Millionen Euro vor Jahresfrist. “Die NordLB ist erneut große Schritte vorangekommen”, sagte Frischholz. 2025 wolle man bei defensiver Risikopolitik den Vorsteuergewinn steigern. “Selten war das wirtschaftliche und geopolitische Umfeld von so vielen Unsicherheiten gekennzeichnet wie derzeit”, betonte Frischholz.
100 MIO EURO DIVIDENDE – ODER BANK WEITER STABILISIEREN?
Das Thema Dividende bei der NordLB ist heikel – und ist seit Jahren ein Tabu. Letztmals wurden für 2014 rund 125 Millionen Euro ausgezahlt. Die NordLB hatte sich mit faulen Schiffskrediten verhoben und musste Ende 2019 von alten und neuen Eignern mit einer Kapitalspritze von 3,6 Milliarden Euro gerettet werden. Seitdem hat die Bank das Personal etwa halbiert und soll risikoarm wachsen.
Sparkassen und Landesbanken aus ganz Deutschland hatten die NordLB mit vor dem Aus bewahrt – ihr Engagement könnte sich nun lohnen. Der Präsident des niedersächsischen Sparkassenverbands, Cord Bockhop, hat aber mehrfach erklärt, er sehe derzeit keinen Grund für eine Dividende. Wichtiger sei, die NordLB weiter zu stabilisieren und ihr Eigenkapital zu stärken. Konzernchef Frischholz sagte nun, es sei letztlich egal, ob man ausschütte oder Gewinn in der Bank bleibe. Denn so oder so werde dies den Wert für die Bank-Eigentümer erhöhen. Finanzchef Jasper Hanebuth bezifferte eine theoretisch mögliche Dividende auf rund 100 Millionen Euro.
Der Mehrheitsaktionär Niedersachsen erklärte, wenn der NordLB-Vorstand den Trägern eine Ausschüttung konkret vorschlagen sollte, werde man dies intern diskutieren. “Aus unserer Sicht gibt es gute Gründe dafür, zunächst einmal weiter den Weg der Konsolidierung zu beschreiten und Gewinne für die weitere Entwicklung der NordLB zu nutzen”, sagte Landfinanzminister und NordLB-Aufsichtsratschef Gerald Heere. Der jüngste Gewinnsprung zeige, “dass der Weg zur profitablen und zugleich risikoarmen Bank erfolgreich ist”. Frischholz sagte, Ende 2024 habe die Bank ihre langjährige Transformation abgeschlossen und solle nun stetig mehr Profit abwerfen.
Der Zinsüberschuss stieg 2024 um rund elf Prozent und das Provisionsergebnis um fast 16 Prozent. Zudem drückte die NordLB ihre Kosten um sechs Prozent. Das Institut musste für drohende Kreditausfälle – vor allem bei Firmenkunden und im Immobiliengeschäft – 144 Millionen Euro zurücklegen und damit 45 Prozent mehr als 2023. Die NordLB steigerte ihre Rendite vor Steuern von 4,0 auf 5,0 Prozent und senkte die Aufwand-Ertrags-Quote auf knapp 62 Prozent. Hier sieht Frischholz noch Luft nach oben, um zu anderen Landesbanken aufzuschließen. Bei der Marge wolle man bis 2028 auf rund 10 Prozent kommen und die Cost-Income-Quote auf unter 55 Prozent verbessern.
Von Finanzpaket der wohl künftigen Bundesregierung von Union und SPD mit Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung könnte die NordLB ab 2026 profitieren, sagte Frischholz. Hier werde die Landesbank als Industriefinanzierer Chancen bei Rüstungsfirmen ausloten – aber nicht bei Minen oder Streumunition. “Die Finanzierung dieses Sektors wird in Zukunft an Bedeutung gewinnen – für alle Banken in Deutschland.”
(Bericht von Klaus Lauer, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)