– von Patricia Zengerle
Washington (Reuters) – Nach der Sicherheitspanne auf der Chat-App Signal hat sich US-Präsident Donald Trump am Dienstag hinter seinen Nationalen Sicherheitsberater gestellt.
“Michael Waltz hat seine Lektion gelernt und er ist ein guter Mann”, sagte der Republikaner dem Sender NBC. In einer Anhörung des Senats mussten sich später der Chef des Geheimdienstes CIA, John Ratcliffe, sowie die Leiterin der Nationalen Geheimdienste, Tulsi Gabbard, scharfe Fragen gefallen lassen. Der ranghöchste Demokrat des Geheimdienstausschusses der Kongresskammer, Mark Warner, erklärte, jeder Militär- oder Geheimdienstoffizier wäre nach einer solchen Panne gefeuert worden. Unklar blieb, ob einer der Beteiligten Konsequenzen zu befürchten haben würde.
Am Montag hatte der Chefredakteur der Zeitschrift “The Atlantic”, Jeffrey Goldberg, berichtet, dass Waltz ihn am 13. März aus Versehen in eine verschlüsselte und vertrauliche Chat-Gruppe zu dem später vorgenommenen Angriff auf die radikal-islamische Huthi-Miliz im Jemen aufgenommen habe. Die Nutzerkonten hätten offenbar unter anderem neben Ratcliffe und Gabbard auch Vizepräsident JD Vance, Außenminister Marco Rubio, Finanzminister Scott Bessent und die Stabschefin des Weißen Hauses Susie Wiles gehört. In der Chatgruppe mit dem Namen “Houthi PC small group” seien Militär-Aktionen gegen die Huthis koordiniert sowie Angriffsziele und Zeitpläne geteilt worden.
“ABSCHEU GEGENÜBER EUROPÄISCHEN TRITTBRETTFAHRERN”
Ratcliffe und Gabbard mussten sich am Dienstag im Senat während der jährlichen Anhörung des Geheimdienstausschusses zu weltweiten Bedrohungen der USA scharfe Kritik der Demokraten anhören. Gabbard erklärte, sie habe sich zum Zeitpunkt des Chats in Übersee aufgehalten. Sie ließ die Frage unbeantwortet, ob sie ein privates Handy benutzt habe. Gabbard und Ratcliffe erklärten übereinstimmend, es seien keine vertraulichen Informationen verbreitet worden. Warner forderte sie auf, dann doch bitte den kompletten Verlauf des Gesprächs zu veröffentlichen. Dieser soll neben den Diskussionen über den Angriff auf die Huthi auch abschätzige Bemerkungen von Vance und Hegseth über Europa enthalten. So soll der Minister seine “Abscheu gegenüber europäischen Trittbrettfahrern” zum Ausdruck gebracht haben.
Signal ist verwandt mit Messenger-Programmen wie WhatsApp. Es beschreibt sich selbst im Gegensatz zu dem Meta-Dienst als unabhängige, nicht gewinnorientierte Anwendung, die nicht an große Tech-Konzerne gebunden sei. Zudem soll sie vergleichsweise wenige Daten über die Nutzer sammeln. Die App darf seit 2017 offiziell von Beschäftigten des US-Senats genutzt werden. Die Nachrichtenagentur Reuters empfiehlt Informanten Signal zur Übermittlung vertraulicher Informationen. Die Präsidentin von Signal, Meredith Whittaker, nannte ihren Dienst am Dienstag auf dem Kurznachrichtendienst X den “Goldstandard für private Kommunikation”. Auf den Vorfall ging sie nicht ein.
Experten zufolge stellte weniger der Einsatz von Signal eine Sicherheitsbedrohung dar als die verwendeten Handys. Die App habe einen hervorragenden Ruf und werde in der Sicherheitsbranche “häufig genutzt und geschätzt”, bestätigte Rocky Cole von der Cybersicherheitsfirma iVerify. Jedoch seien staatliche Akteure nachweislich fähig, das gesamte Mobiltelefon aus der Ferne zu kompromittieren. “Wenn das Telefon selbst nicht sicher ist, könnten alle Signal-Nachrichten auf diesem Gerät mitgelesen werden.”
(Geschrieben von Patricia Weiß und Scot W. Stevenson, redigiert von Birgit Mittwollen.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)