TUI will margenschwaches Kerngeschäft rentabler machen

(Korrigiert im letzten Absatz: Peter Krueger, nicht Marco Ciomperlik sprach zu Kreuzfahrtschiffen)

– von Ilona Wissenbach

Frankfurt (Reuters) – Der Reisekonzern TUI will die Profitabilität in seinem margenschwachen Kerngeschäft mit Reisen und Flügen in den kommenden Jahren verdoppeln.

“Wir erwarten, dass die Transformation unseres Bereichs Märkte + Airline mittelfristig dazu führen wird, dass die Marge auf über drei Prozent steigen und damit das Vor-Pandemie-Niveau übertreffen wird”, erklärte TUI am Dienstag auf einem Investorentag. Denn mit 20 Milliarden Euro erzielte das Geschäftsfeld fast 90 Prozent der Erlöse, aber nur 300 Millionen Euro Betriebsergebnis – knapp ein Viertel des operativen Konzerngewinns. Das “margenarme” Geschäft habe im vergangenen Jahr damit eine Rendite von 1,5 Prozent erzielt, sagte Spartenchef David Schelp. Das will er bis zum Ende des Jahrzehnts verbessern.

Der Reiseveranstalter will zu einem globalen Marktplatz für kuratierte Freizeitangebote werden, der schnell Größenvorteile erreichen und damit rentabler werden könne. Mit globalen Plattformen will TUI neue Wachstumsmärkte, auch außerhalb Europas, erschließen und höhere Durchschnittspreise erzielen. “TUI ist weiter auf Wachstumskurs”, erklärte Konzernchef Sebastian Ebel. Das integrierte Geschäftsmodell mit Pauschal- und Individualreisen, Hotels, eigener Airline, Kreuzfahrten und Freizeitaktivitäten sei Grundlage für stärkere globale Präsenz. “Ziel ist es, die Synergien der verschiedenen Geschäftsfelder zu stärken, den Kunden mehr Angebote zu bieten und die Zahl der Kundenkontakte über das ganze Jahr deutlich zu erhöhen.”

MEHR KUNDENKONTAKT

Die Kundenbasis beziffert TUI auf 33 Millionen im Jahr – zu den 20 Millionen des Reiseveranstalters kommen 13 Millionen Urlauber auf Kreuzfahrtschiffen und Nutzer von per App gebuchten Veranstaltungsangeboten hinzu. Eine wichtigere Rolle soll die TUI App als digitaler Vertriebskanal spielen. Künftig sollen die rund 22 Millionen Kunden mit der App auf ihrem Smartphone häufiger mit individuellen Angeboten angesprochen werden. Bisher werden Reise jeweils zur Hälfte online und offline in Reisebüros verkauft. Der Online-Vertrieb soll stärker wachsen, der persönliche Vertrieb vor Ort aber nicht verschwinden.

Mehr Produkte als bisher sollen über Kreuz verkauft werden, zum Beispiel soll der Kunde, der heute nur ein Flugticket kauft, morgen auch die Pauschalreise buchen. So erhofft sich TUI niedrigere Vertriebskosten, die Spartenchef Schelp zufolge zehn Prozent des Umsatzes betragen. Auch Künstliche Intelligenz soll mehr Gewinn bringen – etwa, indem sie durch automatischen Austausch mit Kunden per e-Mail Personal ersetzt oder dank digitaler Marktbeobachtung hilft, Preise besser zu steuern.

Gut die Hälfte der Margenverbesserung soll aus dem Veranstaltergeschäft kommen. Etwa ein Fünftel soll die eigene Airline beisteuern, erklärte TUI-Airline-Chef Marco Ciomperlik. Mit einer Flotte von 125 Flugzeugen in fünf Betrieben ist sie Europas Nummer zehn. Die Airline soll ihren Auslastungsgrad um zehn Prozent steigern. Dafür müssten die Crews aus Großbritannien, Deutschland, Belgien, den Niederlanden und Schweden flexibler in jeweils anderen Ländern eingesetzt werden. Auch Einsparungen in der Verwaltung, günstigerer Einkauf oder effektiveres Marketing sollen für mehr Marge sorgen.

TUI prüft außerdem, für die auf den stark wachsenden britischen Markt spezialisierte Marella-Kreuzfahrtflotte zwei Schiffe bauen zu lassen. “Wir befinden uns in Gesprächen für zwei neue Schiffe, die uns möglicherweise ab dem Geschäftsjahr 2031 zur Verfügung stehen könnten.” Sie könnten zwei der in die Jahre gekommen fünf Schiffe ersetzen, dank der viel höheren Kapazität von jeweils mehr als 3000 Plätzen den Marella-Gewinn aber verdoppeln, erklärte Spartenchef Peter Krueger. Mit über 40 Prozent Marge ist das Kreuzfahrtgeschäft mit den Marken Marella, Hapag-Lloyd und TUI Cruises der Spitzenverdiener des Konzerns.

(Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

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