Berlin (Reuters) – Der internationale Handel wird einer großangelegten Umfrage zufolge immer schwieriger für deutsche Exporteure.
“Wir sind an einem Tiefpunkt”, sagte Außenwirtschaftschef Volker Treier von der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). Aber die Perspektiven hellten sich leicht auf. 58 Prozent der im Ausland aktiven Firmen berichteten in den vergangenen zwölf Monaten von zusätzlichen Handelsbarrieren, teilte die DIHK am Donnerstag in Berlin zu einer Umfrage unter knapp 2600 Firmen mit. Im Jahr zuvor waren es zwar noch 61 Prozent, es ist aber trotzdem der zweithöchste Wert in der Zeitreihe seit 2012. Besonders lokale Zertifizierungsanforderungen und verstärkte Sicherheitsauflagen erschwerten die Planung und trieben die Kosten in die Höhe. Hinzu kämen Sanktionen, intransparente Gesetzgebung sowie Vorgaben, bestimmte Quoten lokal produzieren zu müssen.
Treier verwies vor allem auf die USA unter Präsident Donald Trump. “Die wachsenden Handelsbarrieren und protektionistische Signale aus Washington bereiten unseren Unternehmen große Sorgen.” Der Republikaner hat einen Handelsstreit mit der EU, aber auch China und den US-Nachbarn Kanada und Mexiko angezettelt. “Die Unternehmen befinden sich in einem heftigen und unfairen Standortwettbewerb”, betonte Treier.
70 Prozent der befragten deutschen Unternehmen erwarteten negative Auswirkungen der US-Handelspolitik auf ihre Geschäfte. Noch im vergangenen Jahr seien die USA ein Hoffnungsträger gewesen. Jetzt habe sich die Lage für die deutschen Unternehmen mit US-Geschäft mit Abstand am stärksten verschlechtert.
TRUMP IST CHAOS IST PLANUNGSUNSICHERHEIT IST SCHLECHT
Die zum Teil erratische Zollpolitik von US-Präsident Trump verunsichere deutsche Exporteure mit US-Geschäft und Firmen, die bereits mit Töchtern in den USA produzieren, sagte der Geschäftsführer der Außenhandelskammer in Washington, Christoph Schemionek. “Was wir hier bei Trump sehen, bei der Trump-Administration, ist in erster Linie mal Chaos – und Chaos ist dann immer Planungsunsicherheit, und Planungsunsicherheit ist schlecht.” Die angekündigten Zölle von 25 Prozent auf alle nicht in den USA gefertigten Autos würden sich auch negativ auf die US-Wirtschaft auswirken. “Die Zeche zahlt letztendlich der Kunde.” Autos würden deutlich teurer werden. “Der Auto-Markt wird erstmal einbrechen, weil die Kunden erstmal keine neuen Autos kaufen werden”, warnte Schemionek.
Zwischen den Weltregionen gibt es deutliche Unterschiede. In den USA sind die neuen Zölle laut DIHK eine große Herausforderung. Bereits die Hälfte der Unternehmen spürt hier eine Belastung, nachdem es im Vorjahr nur knapp ein Viertel waren. In China sind es die Vorgaben, vor Ort produzieren zu müssen. Innerhalb der Euro-Zone sind es vor allem hausgemachte Probleme wie Bürokratie oder der schwerere Zugang zu öffentlichen Aufträgen. Insgesamt rechnen 23 Prozent der befragten Firmen mit schlechteren Auslandsgeschäften im laufenden Jahr. Nur 15 Prozent erwarten eine Aufhellung.
(Bericht von Christian Krämer, Maria Martinez und Klaus Lauer, redigiert von Philipp Krach.; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)