Konsumstimmung bleibt verhalten – “Jobsorgen belasten”

Berlin (Reuters) – Die Aussicht auf eine stabile Regierung aus Union und SPD hat die schlechte Stimmung der deutschen Verbraucher nicht vertrieben.

Das für April berechnete Konsumbarometer stieg nur minimal – und zwar um 0,1 Zähler auf minus 21,3 Punkte, wie die GfK und das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) am Freitag zu ihrer Umfrage unter rund 2000 Personen mitteilten. Diese wurden vom 27. Februar bis 10. März befragt und damit kurz nach der Bundestagswahl. Die Konsumenten bewerteten ihre Einkommensaussichten und die Konjunkturperspektiven besser. Zudem legte ihre Bereitschaft zu größeren Anschaffungen zu.

“Da jedoch auch die Sparneigung in diesem Monat zunimmt, bleibt das Konsumklima nahezu unverändert”, so das Fazit von NIM-Konsumexperte Rolf Bürkl. Die Tendenz, Geld auf die hohe Kante zu legen, könne als Ausdruck einer beträchtlichen Verunsicherung der Verbraucher gesehen werden. Die Stimmung in den Chefetagen der Wirtschaft hat sich dagegen zuletzt deutlich verbessert, wie das Ifo-Institut herausfand. Getrieben wurde die Entwicklung durch die Aussicht auf eine handlungsfähige Bundesregierung und einen erhofften Konjunkturschub durch das riesige Finanzpaket der angehenden Koalitionäre Union und SPD.

“GEOPOLITISCHE SPANNUNGEN DRÜCKEN AUF DIE STIMMUNG”

“Eine zügige Regierungsbildung sowie die baldige Verabschiedung eines Haushalts für dieses Jahr wäre ein wichtiger Beitrag für mehr Planungssicherheit – nicht nur bei Unternehmen, sondern auch bei den privaten Haushalten”, sagte Konsumforscher Bürkl. Denn dann wären die Verbraucher wieder eher bereit, Geld auszugeben und den Konsum zu beleben.

“Auch wegen der US-Zollpolitik stehen die Verbraucher weiter an der Seitenlinie”, kommentierte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger, die Entwicklung. “Arbeitsplatzsorgen und die geopolitische Spannung drücken außerdem auf die Stimmung.” Besserung sei frühestens in Sicht, wenn die neue Regierung im Amt sei. US-Präsident Donald Trump hat in dieser Woche Zusatzzölle von 25 Prozent auf Autoimporte angekündigt, die die deutschen Hersteller stark treffen dürften.

Im deutschen Einzelhandel schwindet der Pessimismus nur langsam. Das Barometer für das Geschäftsklima verbesserte sich im März auf minus 22,6 Punkte, nach minus 23,8 Punkten im Februar, wie das Münchner Ifo-Institut zu seiner Umfrage mitteilte. Die Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate hellten sich dabei leicht auf, bleiben aber überwiegend pessimistisch. Ihre aktuelle Lage bewerteten die Händler weitgehend unverändert.

“Für 2025 wird ein nur geringes Wachstum bei den preisbereinigten Konsumausgaben der Verbraucherinnen und Verbraucher erwartet”, sagte Ifo-Experte Patrick Höppner. “Das Umfeld ist daher nach wie vor für viele Einzelhändler herausfordernd, trotz des leicht besseren Geschäftsklimas seit Jahresbeginn.”

(Bericht von Reinhard Becker und Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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