Berlin (Reuters) – Im deutschen Einzelhandel läuft es auch wegen steigender Onlinegeschäfte besser als erwartet.
Der Umsatz wuchs im Februar um 0,8 Prozent zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Auch inflationsbereinigt (real) gab es ein Plus von 0,8 Prozent. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten hier lediglich mit einem Anstieg von 0,2 Prozent gerechnet. Hinzu kommt: Der Zuwachs im Januar wurde von bislang 0,2 auf 0,7 Prozent nach oben korrigiert. Ökonomen zufolge lässt das darauf hoffen, dass der Konsum wächst und eine Rezession in Deutschland verhindert.
“Das sind sehr gute Nachrichten für das Wachstum im ersten Quartal”, kommentierte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel, die Entwicklung. “Dies gibt begründeten Anlass zur Hoffnung, dass der private Konsum im ersten Quartal positiv zum Wachstum des Bruttoinlandsproduktes beitragen wird.” Ende 2024 war die Wirtschaftsleistung noch um 0,2 Prozent geschrumpft. Bei zwei Minus-Quartalen in Folge wird von Rezession gesprochen.
Mit einem Konsumrausch rechnen Ökonomen allerdings nicht. “Die schlechte Laune der Verbraucher ist ein Makel für die weitere Ausgabenfreude”, sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. “Sorgen um den eigenen Arbeitsplatz nehmen als Konsumbremse derzeit zu.” Das für April berechnete Konsumbarometer stieg um 0,1 Zähler auf minus 21,3 Punkte, wie die GfK und das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) nach ihrer Umfrage unter rund 2000 Personen mitteilten.
“HAUSHALTE HALTEN IHR GELD ZUSAMMEN”
Auch der Handelsverband Deutschland (HDE) bleibt deshalb vorsichtig. “Die Sparquote ist nach wie vor hoch, die Haushalte halten ihr Geld eher zusammen”, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. “Größere positive Dynamik bei den Einzelhandelsumsätzen ist demnach erst einmal nicht zu erwarten.” Damit die Geschäfte wieder in Schwung kommen können, müsse die Konsumstimmung besser werden. Entscheidend dafür sei auch, dass in den Koalitionsverhandlungen von Union und SPD die angekündigte neue Wirtschaftspolitik deutlich sichtbarer werde.
Zuwächse verzeichnete der Handel mit Lebensmitteln: Hier legte der Umsatz im Februar real um 0,8 Prozent zum Vormonat zu. Bei Nicht-Lebensmitteln gab es ein unterdurchschnittliches Plus von 0,6 Prozent. Im Internet- und Versandhandel wurde ein Anstieg von 1,0 Prozent gemeldet. “Im stationären Einzelhandel ist kaum Wachstum zu verzeichnen”, sagte HDE-Experte Genth. “Im Bereich Bekleidung und Schuhe ist die Entwicklung im Vorjahresvergleich sogar negativ.” Der Branchenverband rechnet in diesem Jahr mit einem Umsatzplus von zwei Prozent auf 677 Milliarden Euro. Bereinigt um steigende Preise soll ein reales Wachstum von 0,5 Prozent herauskommen.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Sabine Wollrab – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)