Inflation sinkt im März – “Ein Grund ist die Konjunkturflaute”

– von Rene Wagner

Berlin (Reuters) – Die Inflationsrate ist im März wegen billigerer Energie und der mauen Konjunktur in Deutschland gefallen.

Waren und Dienstleistungen verteuerten sich nur noch um durchschnittlich 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Montag zu seiner ersten Schätzung mitteilte. Das ist der niedrigste Wert seit November 2024. Im Januar und Februar waren die Verbraucherpreise um jeweils 2,3 Prozent gestiegen. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit diesem Rückgang gerechnet. Von Februar auf März zogen die Preise um 0,3 Prozent an.

“Deutschlands Inflation nähert sich ganz allmählich der mit zwei Prozent definierten Preisstabilität”, sagte Ökonom Friedrich Heinemann vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim. Angesichts hoher Lohnabschlüsse gehe es mit der Kaufkraft der Menschen weiter aufwärts, was den Konsum stützen dürfte. “Grund dafür ist neben den fallenden Benzinpreisen auch die schlechte Konjunktur”, begründete Heinemann die nachlassende Teuerung. Die schwierige Lage vieler Unternehmen drücke auf die Preise.

Das sieht Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer genauso. “Der Rückgang der Inflation liegt vor allem daran, dass die Preise für Dienstleistungen nicht mehr so schnell steigen”, sagte Jörg Krämer. “Die schwache Konjunktur erschwert es den Unternehmen, die stark steigenden Löhne an die Verbraucher weiterzugeben.” Viele Experten trauen Europas größter Volkswirtschaft in diesem Jahr bestenfalls ein leichtes Wachstum zu, nachdem sie sowohl 2023 als auch 2024 geschrumpft ist.

NAHRUNGSMITTELPREISE STEIGEN STÄRKER

Preistreiber blieben im März die Nahrungsmittel. Diese kosteten durchschnittlich 2,9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor (Februar: plus 2,4 Prozent). Dagegen verbilligte sich Energie um 2,8 Prozent (Februar: minus 1,6 Prozent). Dienstleistungen kosteten 3,4 Prozent mehr (Februar: plus 3,8 Prozent). Die Teuerungsrate ohne Nahrungsmittel und Energie, oft auch als Kerninflation bezeichnet, sank auf 2,5 (Februar: 2,7) Prozent. Das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) für den Währungsraum ist zwei Prozent. Die nach europäischen Standards berechnete deutsche Teuerungsrate liegt aktuell mit 2,3 Prozent noch über dieser Zielmarke. “In den kommenden Monaten dürfte die Inflation ohne die stark schwankenden Preise für Energie und Nahrungsmittel weiter nachlassen – auch im Euroraum”, erwartet Commerzbank-Chefvolkswirt Krämer. “Die EZB wird ihre Zinsen auf der Sitzung Mitte April wohl erneut senken.”

Die deutsche Teuerungsrate wird nach Prognose des Ifo-Instituts auch in den kommenden Monaten bei gut zwei Prozent liegen. Diese Vorhersage basiert auf einer neuen Umfrage unter Unternehmen zu deren Preiserwartungen. Das daraus berechnete Barometer fiel im März leicht auf 18,7 Punkte, nach 19,3 Zählern im Februar, wie das Münchner Institut mitteilte. Im Großen und Ganzen setze dieser Frühindikator für die Preisentwicklung in Deutschland damit seine seit fast zwei Jahren anhaltende Seitwärtsbewegung fort. “Die Inflationsrate dürfte daher auch in den kommenden Monaten weitgehend unverändert bei etwas mehr als zwei Prozent liegen”, sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

tagreuters.com2025binary_LYNXNPEL2U0LT-VIEWIMAGE