Arbeitslosigkeit in Euro-Zone sinkt auf Rekordtief von 6,1 Prozent

Brüssel/Berlin (Reuters) – Die Arbeitslosigkeit im Euroraum ist überraschend auf ein Rekordtief gesunken.

Im Februar waren 10,58 Millionen Menschen ohne Job, wie das Statistikamt Eurostat am Dienstag mitteilte. Dies waren 70.000 weniger als im Januar und 643.000 weniger als im Vorjahresmonat. Die Arbeitslosenquote fiel von 6,2 auf 6,1 Prozent und damit auf den tiefsten Stand seit Einführung des Euro 1999. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Fachleute hatten hier einen unveränderten Wert erwartet.

“Der Februar war ein weiterer Monat, in dem die Arbeitslosigkeit in der Euro-Zone die Skeptiker übertraf und einen neuen historischen Tiefstand erreichte”, erklärte Kamil Kovar von Moody’s Analytics. Der Rückgang sei erneut auf strukturelle Verbesserungen der Arbeitslosenquote in Südeuropa zurückzuführen. “Leider werden die wahrscheinlichen Trump-Zölle gegen die EU diesen Trend stoppen”, sagte Kovar mit Blick auf die zunehmende Abschottung der US-Wirtschaft durch US-Präsident Donald Trump. Negative konjunkturelle Faktoren dürften im weiteren Jahresverlauf vorübergehend zu einer höheren Arbeitslosenquote im Euroraum führen.

ARBEITSLOSIGKEIT IN SPANIEN HOCH – IN POLEN AM NIEDRIGSTEN

Am höchsten war die Arbeitslosenquote erneut in Spanien mit 10,4 Prozent, gefolgt von Finnland mit 8,8 Prozent und Griechenland mit 8,6 Prozent. Den niedrigsten Wert im Euroraum verzeichnet Malta mit 2,7 Prozent, vor Slowenien mit 3,2 Prozent und Deutschland mit 3,5 Prozent. EU-weiter Spitzenreiter ist Polen mit nur 2,6 Prozent.

Die Wirtschaft in der Euro-Zone kommt derzeit kaum voran. Die Industrie tut sich schwer, wie aus der monatlichen Umfrage von S&P Global unter Betrieben hervorgeht. Der Einkaufsmanagerindex stieg zwar das dritte Mal in Folge – und zwar um 1,0 auf 48,6 Punkte. Das Barometer signalisierte auch das geringste Schrumpfen seit Januar 2023, blieb aber immer noch unter der Schwelle von 50 Punkten, aber der es Wachstum anzeigt. “Die konjunkturelle Wende könnte bevorstehen, wenn auch nur langsam”, sagte Chefökonom Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank, die Sponsorin der Umfrage ist.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat seit Juni 2024 bereits sechs Mal ihren Leitzins gesenkt. Viele Fachleute gehen davon aus, dass die Notenbanker bei ihrem nächsten Zinsentscheid am 17. April ihre Geldpolitik erneut lockern. Denn die Inflation ebbt weiter ab und liefert der EZB Argumente für eine Fortsetzung ihres Zinssenkungskurses. Im März stiegen die Verbraucherpreise nur noch um 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, nach 2,3 Prozent im Februar.

(Bericht von Klaus Lauer und von Rene Wagner, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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