Berlin (Reuters) – Der Bund ist mit seiner ersten Auktion von Bundeswertpapieren seit der Zoll-Ankündigung von US-Präsident Donald Trump deutlich günstiger an frisches Geld gekommen.
Bei der Versteigerung unverzinslicher Schatzanweisungen mit sechsmonatiger Laufzeit fiel die Durchschnittsrendite auf 1,9351 Prozent, wie die mit dem Schuldenmanagement betraute Finanzagentur am Montag mitteilte. Der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) zufolge wurde damit erstmals seit 2022 wieder die Zwei-Prozent-Marke unterschritten. Zum Vergleich: Bei der vorigen vergleichbaren Auktion im Januar lag sie noch bei 2,3750 Prozent.
“Diese niedrige Emissionsrendite reflektiert unmittelbar die Erwartung, dass die EZB ihre Leitzinsen in den kommenden Monaten weiter senken wird, um den befürchteten negativen konjunkturellen Folgen eines eskalierenden Handelskonflikts entgegenzutreten”, sagte LBBW-Analyst Elmar Völker der Nachrichtenagentur Reuters. “Die Anleger haben angesichts der extrem hohen wirtschaftlichen Unsicherheit zudem wieder gesteigerten Appetit auf die Sicherheit von Bundeswertpapieren.”
Die Aufstockung selbst war nur anderthalbfach überzeichnet. Im Januar übertraf die Nachfrage das Angebot noch um das 4,2-Fache. Allerdings lässt sich am Sekundärmarkt, wo mit den Papieren gehandelt wird, ein steiler Abfall der Bundrenditen beobachten. Die gemäßigte Nachfrage bei der Auktion “könnte vielleicht Ausdruck eines gewissen Zweifels bei manchen Marktakteuren sein, ob die niedrige Rendite aus Anlegersicht ein gutes Geschäft ist”, sagte Völker. Die jüngsten Marktentwicklungen seien Ausdruck von wachsender Angst vor einer globalen wirtschaftlichen Katastrophe. “Falls diese ausbleibt, dürfte es mit den Renditen wieder nach oben gehen, vor allem angesichts der massiven staatlichen Ausgabenprogramme, welche die EZB von allzu umfangreichen weiteren Zinssenkungen abhalten könnten”, sagte der LBBW-Experte. Die Unsicherheit sei derzeit so hoch, dass kaum eine belastbare Aussage für die Marktentwicklung der kommenden Monate oder auch nur Tage treffen könne.
Der Bund profitiert aktuell von der Flucht der Anleger in sichere Anlagen, ausgelöst vom Börsencrash infolge wachsender Sorge vor einer weltweiten Rezession – ausgelöst durch die Zollpolitik Trumps. Dieser hat am Mittwoch fast alle Länder mit hohen Zöllen belegt und damit weltweit die Börsen auf Talfahrt geschickt. Nach der Ankündigung des kreditfinanzierten Sondervermögens von Union und SPD waren die Zinsen für deutsche Staatsanleihen deutlich gestiegen.
Deutschland ist wegen seiner Top-Bonitätsnote AAA ein gefragter Schuldner. Ob Pensionsfonds, Banken oder Versicherer: Viele Investoren decken sich gern mit deutschen Staatsanleihen ein, ebenso viele Zentralbanken. Die Finanzagentur will in diesem Jahr rund 380 Milliarden Euro für den Bund am Finanzmarkt einsammeln. Das wäre das niedrigste Niveau seit 2019.
(Bericht von Rene Wagner; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)