Algier (Reuters) – Algerien und Frankreich wollen ihre zuletzt eingetrübten Beziehungen nach französischen Angaben wieder normalisieren.
“Wir reaktivieren ab heute in allen Bereichen die Mechanismen der Zusammenarbeit”, sagte Außenminister Jean-Noel Barrot am Sonntag nach Gesprächen in Algier, wo er mit Präsident Abdelmadjid Tebboune zusammengekommen war. Sein Besuch folgte auf ein Telefonat zwischen Tebboune und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron Ende März, bei dem sich beide auf einen Fahrplan zur Beilegung der Spannungen geeinigt hatten.
“Wir kehren zur Normalität zurück”, sagte Barrot nach seinem Besuch. Die ohnehin komplizierten Beziehungen zwischen beiden Ländern hatten sich Mitte 2024 verschlechtert. Damals hatte Macron Algerien verärgert, indem er einen Autonomieplan für die unter marokkanischer Souveränität stehende Region Westsahara anerkannte. Der Streit hatte den Interessen Frankreichs in seiner ehemaligen Kolonie geschadet. Algerien hatte nach Angaben aus Paris Genehmigungen und neue Finanzierungen für französische Firmen behindert, die in Algerien arbeiten. Barrot sagte, er habe Probleme beim wirtschaftlichen Austausch angesprochen, etwa in den Bereichen Agrar, Automobile und Seeverkehr.
Ein Grund für das verschlechterte Verhältnis liegt auch darin, dass Macron unter Druck steht, die Einwanderungspolitik zu verschärfen. So hatte Innenminister Bruno Retailleau die Überprüfung eines Abkommens aus dem Jahr 1968 gefordert, das Algeriern eine Ansiedlung in Frankreich erleichtert. Zuvor hatte Algier sich geweigert, einige seiner Bürger zurückzunehmen, die im Rahmen einer Ausweisungsregelung zum Verlassen Frankreichs aufgefordert worden waren. Paris zufolge haben etwa zehn Prozent der 68 Millionen Einwohner Frankreichs Verbindungen zu Algerien. Der Handel zwischen beiden Ländern ist umfangreich. Entsprechend hat ein schlechtes Verhältnis sicherheitspolitische, wirtschaftliche und soziale Auswirkungen.
(Bericht von Gus Trompiz, geschrieben von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)