Goldman Sachs: Risiko für US-Rezession auf 45 Prozent gestiegen

New York/Berlin (Reuters) – Die Ökonomen von US-Banken rechnen angesichts der Zollpolitik von Präsident Donald Trump mit einem steigenden Risiko für eine Rezession in den Vereinigten Staaten.

Die Wahrscheinlichkeit dafür sei von 35 auf 45 Prozent gestiegen, teilte die Investmentbank Goldman Sachs am Montag mit. Das ist bereits die zweite Anhebung binnen einer Woche: Vor der Verkündung der hohen Zölle für Importe aus den meisten Ländern durch Trump am vergangenen Mittwoch wurde sie von Goldman Sachs noch auf 20 Prozent beziffert, danach zunächst auf 35 Prozent heraufgesetzt und nun nochmals erhöht.

Die Experten von JP Morgan beziffern das Rezessionsrisiko inzwischen sogar auf 60 Prozent. Vor den Zollplänen gingen sie noch von 40 Prozent aus. Insgesamt haben mindestens sieben führende Investmentbanken ihre Prognosen angehoben. Grund dafür ist die Befürchtung, dass die Zölle nicht nur die Inflation in den USA anheizen, sondern auch Vergeltungsmaßnahmen anderer Länder nach sich ziehen könnten – wie China es bereits angekündigt hat.

“Ich denke, dass die USA am Ende des Tages stärkere Wachstumseinbußen werden verkraften müssen als Europa”, sagte der Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, Cyrus de la Rubia. “Das liegt daran, dass sie auf der Konsumseite durch die Inflation und durch die Aktienmarkteinbrüche stärker getroffen sind als die europäischen Länder.”

Ab Mittwoch wollen die USA etwa auf Importe aus Europa einen pauschalen Zoll von 20 Prozent erheben. Wegen des Handelskriegs herrschte zu Wochenbeginn erneut Panik an den internationalen Aktienmärkten: Der Ausverkauf ging ungebremst weiter.

Der Börsencrash wird nach den Worten von DIW-Präsident Marcel Fratzscher dann realwirtschaftlich problematisch, wenn er Investitionen reduziere oder sich die Finanzierungsbedingungen verschlechterten. “Das größte Problem ist die enorme Unsicherheit, die Trump mit seinem erratischen Verhalten und seiner verantwortungslosen Politik in vielen Bereichen schürt”, schrieb Fratzscher auf dem Kurznachrichtendienst X. “Unsicherheit ist Gift für die Wirtschaft und könnte auch in Deutschland viele Arbeitsplätze zerstören.”

(Bericht von Ankur Banerjee und Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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