Börsen nach “Schwarzem Montag” auf Erholungskurs

Frankfurt (Reuters) – Nach dem jüngsten Ausverkauf wagen sich die Anleger an den europäischen Börsen wieder aus der Deckung.

Der Dax und der EuroStoxx50 notierten am Dienstag gegen Mittag jeweils rund 1,5 Prozent fester bei 20.090 und 4719 Punkten. Zuvor hatten sie an drei Tagen in Folge zwischen gut drei und knapp fünf Prozent eingebüßt. Die Verunsicherung über die jüngsten US-Zollerhöhungen kostete beide Börsenbarometer in dieser Zeit ihren gesamten Jahresgewinn.

“Nach dem Schwarzen Freitag Ende der vergangenen Woche und dem gestrigen Black Monday scheint heute erst einmal ein wenig Ruhe an den Märkten einzukehren”, sagte Christian Henke, Analyst beim Broker IG. Ob das Schlimmste überstanden ist, bleibe aber abzuwarten. Auch Fiona Cincotta, Analystin beim Brokerhaus City Index, zeigte sich zurückhaltend. “Zunächst einmal dürfte es sich eher um eine vorübergehende Erholung als um eine nachhaltige Trendwende handeln, und zwar deshalb, weil sich an den grundlegenden Ursachen für den Ausverkauf bislang nichts geändert hat.”

CHINA WILL SICH NICHT BEUGEN

Für bessere Stimmung am Dienstag sorgte die Hoffnung auf Verhandlungen über die US-Zölle. Der japanische Ministerpräsident Shigeru Ishiba und US-Präsident Donald Trump hätten dazu Gespräche vereinbart, berichtete der Fernsehsender FNN. Zugleich lehnte Trump jedoch Kompromisse im Zoll-Streit mit der Europäischen Union und mit China ab. Den Vorschlag von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, beide Seiten sollten die Zölle auf Industriegüter aufheben, wies er zurück. Im Streit mit China kündigte der US-Präsident an, am Mittwoch würden die Zölle für Importe aus China auf 50 Prozent erhöht, falls die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ihre in der vergangenen Woche verhängten Zölle von 34 Prozent auf US-Produkte nicht bis Dienstag zurücknehme.

Chinas Handelsministerium bezeichnete Trumps Drohung als Erpressung. “Wenn die USA darauf bestehen, ihren Willen durchzusetzen, wird China bis zum Ende kämpfen”, hieß es in einer Erklärung des Ministeriums. “Eine friedliche Lösung des seit Jahren andauernden Konflikts zwischen den USA und China ist im Augenblick nicht in Sicht”, kommentierte Experte Henke.

Die zum Wochenstart stark unter Druck geratenen Anlageklassen setzten dennoch zu einer vorsichtigen Erholung an. Das Gold, das seit Mittwoch fast fünf Prozent eingebüßt hatte, verteuerte sich um rund ein halbes Prozent auf 2996 Dollar je Feinunze. Auch die Ölpreise lagen leicht im Plus. Warren Patterson, Rohstoffexperte bei der niederländischen Großbank ING, mahnte zur Vorsicht. Der jüngste Ausverkauf am Ölmarkt sei laut dem Experten darauf zurückzuführen, dass die Anleger versuchen, einen künftigen Nachfrageeinbruch einzupreisen. “Und wie stark dieser tatsächlich ausfallen wird, ist noch sehr unklar.”

RÜSTUNGS- UND BANKENWERTE AUF ERHOLUNGSKURS

Auch bei den Einzelwerten griffen Anleger bei Aktien zu, deren Preis am Vortag zurückgegangen war. Gefragt waren daher vor allem die Rüstungswerte. In Frankfurt kletterten Renk, Hensoldt und Rheinmetall um knapp fünf bis knapp acht Prozent. Der europäische Branchenindex legte um vier Prozent zu. Nach oben ging es auch für die Banken: Der Stoxx Europe 600 Banks rückte um knapp ein Prozent vor. Am Montag hatten die zwei Börsenbarometer fast fünf und 3,4 Prozent eingebüßt.

Im Fokus bei anderen Unternehmen stand Continental mit einem Plus von vier Prozent. Der Dax-Konzern wird nun endgültig zerschlagen: Das Unternehmen will sich nach der Abspaltung der Autozulieferung auch vom großen Geschäftsfeld Contitech trennen.

Um knapp ein Prozent nach unten ging es dagegen für Daimler Truck. Der Weltmarktführer für Schwerlaster verkaufte von Januar bis März mit knapp 100.000 Fahrzeugen rund acht Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

(Bericht von Zuzanna Szymanska.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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