München (Reuters) – Für den Chef des Motorenbauers Deutz, Sebastian Schulte, ist ein Ende des Verbrennungsmotors in der Baubranche und in der Landwirtschaft nicht absehbar.
“Wir haben den ersten Motor gebaut und wir werden – etwas überspitzt – auch den letzten bauen”, sagte Schulte am Dienstagabend im Münchner Club Wirtschaftspresse in Anspielung auf Firmengründer Nicolaus A. Otto, den Namensgeber des Ottomotors. “Wir wollen mit dem Verbrennungsmotor so lange im Markt bleiben wie es geht.” Er könne sich sogar vorstellen, das Motorenwerk eines Lkw-Herstellers zu übernehmen. “Wir verstehen uns als aktive Konsolidierer – nicht als Abwracker”, betonte Schulte. Doch die Bereitschaft dazu bei Konkurrenten sei heute geringer als vor drei Jahren. Mit Daimler Truck verbindet Deutz bereits eine enge Kooperation bei zwei Motoren-Baureihen.
Bei großen Motoren, etwa für Bau- oder Bergwerksmaschinen, seien Elektrobatterien viel zu schwer und zu teuer, in unteren Leistungsklassen werde es etwas schneller gehen. “Der Verbrennungsmotor wird bei unseren Kunden nicht in zwei Jahren tot sein”, sagte Schulte. Sie warteten darauf, bis sich die Elektromotoren für sie rechneten. “Wenn es funktioniert, wollen dann alle ganz schnell wechseln.” Anfang der Woche hatte Deutz den Kaufvertrag für das niederländische Start-up UMS unterzeichnet, das Bagger, Radlader oder Kräne von Verbrennungs-auf Elektromotoren umrüstet.
Deutz hat sich auf Motoren für Anwendungen außerhalb des Straßenverkehrs (“Off-Highway”) spezialisiert und liefert vor allem an die Hersteller von Bau- und Landmaschinen – etwa 160.000 pro Jahr. Nur bei Generatoren – etwa Notstromaggregaten – ist der Kölner Konzern direkt im Geschäft mit den Endkunden. Sie hat Schulte neben dem lukrativen Servicegeschäft als Wachstumsfeld ausgemacht. Damit soll sich der Umsatz bis 2030 auf vier Milliarden Euro mehr als verdoppeln. “Wir wollen und müssen wieder mehr aus dieser Industrieikone machen”, sagte er.
Für viel Kursfantasie an der Börse hatten zuletzt Pläne zum Einstieg in das Rüstungsgeschäft gesorgt. “Deutz-Motoren können unmittelbar für militärische Radfahrzeuge eingesetzt werden”, sagte Schulte. Noch sei das Geschäft aber erst im Entstehen, in diesem Jahr seien erste konkrete Projekte zu erwarten. Deutz hat für 2025 einen mittleren zweistelligen Millionen-Umsatz in dem Bereich eingeplant. In dem langfristigen Umsatzziel sei das Rüstungsgeschäft ebenso wenig eingeplant wie mögliche Effekte aus dem milliardenschweren Konjunkturprogramm der Bundesregierung.
Die zusätzlichen Einfuhrzölle in die USA sieht der Kölner Motorenbauer gelassen. “Das wird dazu führen, dass alles an die Kunden weitergereicht wird”, sagte Schulte. “Das kreiert letztlich Inflation.” Bei einem Einfuhrzoll von 20 Prozent auf Deutz-Motoren würden amerikanische Traktoren oder Bulldozer etwa acht Prozent teurer. Noch setzten die Deutz-Kunden aber auf eine Beilegung des Handelsstreits. An den Lieferketten werde sich so oder so nichts ändern: “Wir können nicht auf Teufel komm raus in den USA eine Produktion aufbauen.”
(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)