London (Reuters) – Die britische Wirtschaft ist im Februar so kräftig gewachsen wie seit fast einem Jahr nicht mehr.
Das Bruttoinlandsprodukt legte um 0,5 Prozent im Vergleich zum Vormonat zu, wie das Statistikamt ONS am Freitag in London mitteilte. Der stärkste Anstieg seit März 2024 kommt überraschend: Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte 30 Ökonomen hatten im Schnitt nur ein Mini-Plus von 0,1 Prozent erwartet, nachdem es im Januar nur zu einer Stagnation gereicht hatte.
Finanzministerin Rachel Reeves bezeichnete die Entwicklung als “ermutigend”. Der Kurs der Landeswährung Pfund reagierte kaum auf das überraschend starke Wachstum. Die Märkte konzentrieren sich derzeit mehr auf die Zölle von US-Präsident Donald Trump und deren Folgen für die weltweite Konjunktur. Nach den Worten der stellvertretenden Chefin der Bank of England, Sarah Breeden, dürften diese einen “abschreckenden Effekt” auf die Produktion haben.
Der in Großbritannien dominierende Dienstleistungssektor wuchs im Februar um 0,3 Prozent. Die Produktion im verarbeitenden Gewerbe legte sogar um 2,2 Prozent. Einen Aufschwung habe es hier vor allem in der Elektronik-, Pharma- und Automobilbranche gegeben, so die Statistikbehörde.
Die Aussichten für das Gesamtjahr bleiben aber gedämpft. Im März halbierten die Haushaltsprognostiker der Regierung ihre Prognose für das britische Wirtschaftswachstum auf 1,0 Prozent. Für 2026 wird ein Plus von 1,9 Prozent erwartet. Allerdings werden diese Prognosen durch Trumps Ankündigung von weitreichenden Zöllen auf US-Importe infrage gestellt. Die Zölle verteuern die meisten britischen Exporte in die Vereinigten Staaten um mindestens zehn Prozent.
(Bericht von David Milliken und Suban Abdulla, geschrieben vom Rene Wagner, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)