Berlin (Reuters) – Billigere Energie hat die Inflationsrate in Deutschland im März auf den niedrigsten Stand seit knapp einem halben Jahr gedrückt. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich nur noch um 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag eine frühere Schätzung bestätigte. Das ist der niedrigste Wert seit November 2024. Im Januar und Februar waren die Verbraucherpreise noch um jeweils 2,3 Prozent gestiegen. Von Februar auf März zogen sie um 0,3 Prozent an.
Ökonomen zufolge kann die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump die Teuerung in Deutschland zunächst eher senken. Dessen Zölle dürften den Rückgang der Inflation “tendenziell verschärfen”, erwartet der Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, Cyrus de la Rubia. “Denn China, das nunmehr nahezu komplett vom US-Markt abgeschnitten wird, wird versuchen, seine Waren verstärkt in der EU und Deutschland zu verkaufen”, sagte der Experte. “Das bedeutet Druck auf viele Preise.” Auch aus anderen Ländern könnte mehr Waren nach Europa kommen, wenn der US-Basiszollsatz von zehn Prozent bestehen bleibe. Trump hat den Zollsatz für Importe aus China auf 145 Prozent hochgesetzt.
NAHRUNGSMITTEL WERDEN TEURER
Preistreiber blieben im März die Nahrungsmittel. Diese kosteten 3,0 Prozent mehr als ein Jahr zuvor (Februar: +2,4 Prozent) – ein größeres Plus gab es zuletzt vor mehr als einem Jahr. Mehr bezahlen mussten Verbraucher für Speisefette und Speiseöle (+9,2 Prozent), Obst (+5,7 Prozent) und Gemüse (+5,3 Prozent). Auch für Zucker, Marmelade, Honig und andere Süßwaren (+4,9 Prozent) sowie Molkereiprodukte und Eier (+4,1 Prozent) wurde deutlich mehr verlangt.
Dagegen verbilligte sich Energie um 2,8 Prozent, nachdem der Preisrückgang in den drei Vormonaten jeweils nur 1,6 Prozent betragen hatte. Weniger als im März 2024 kosteten vor allem Kraftstoffe wie Benzin (-4,6 Prozent). Haushaltsenergie verbilligte sich um 1,6 Prozent, da Strom (-2,1 Prozent), Brennholz, Holzpellets oder andere Brennstoffe (-3,5 Prozent) sowie leichtes Heizöl (-8,4 Prozent) günstiger wurden. Erdgas (+3,5 Prozent) und Fernwärme (+9,5 Prozent) waren hingegen teurer als zuvor.
Dienstleistungen kosteten 3,5 Prozent mehr (Februar: +3,8 Prozent). Spürbar mehr kosteten die kombinierte Personenbeförderung (+11,4 Prozent), Dienstleistungen sozialer Einrichtungen (+10,0 Prozent) und Versicherungen (+9,8 Prozent). Teurer waren auch die Wartung und Reparatur von Fahrzeugen (+5,8 Prozent) sowie Restaurantbesuche (+4,2 Prozent). Die Teuerungsrate ohne Nahrungsmittel und Energie, oft auch als Kerninflation bezeichnet, sank auf 2,6 Prozent.
WAS MACHT DIE EZB?
Das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) für den Währungsraum ist zwei Prozent. Die nach europäischen Standards berechnete deutsche Teuerungsrate liegt aktuell mit 2,3 Prozent noch über dieser Zielmarke. Dennoch gehen die meisten Ökonomen davon aus, dass die EZB ihre Zinsen auf der Sitzung Mitte April erneut senken wird. “Gegen die Kapriolen des US-Präsidenten kann die EZB nichts ausrichten”, sagte die Geldpolitik-Expertin des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Silke Tober. “Aber sie muss auf die drastisch gestiegene Gefahr einer globalen Rezession und die erhöhten Risiken für die Finanzmarktstabilität reagieren.” Eine geldpolitische Lockerung sei umso dringlicher, damit Geld- und Fiskalpolitik gemeinsam die Binnennachfrage stärken und ein günstiges Umfeld für Investitionen schaffen könnten.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)