Berlin (Reuters) – Die amtierende Bundesregierung sieht die heimische Wirtschaft wegen der US-Handelspolitik in schwierigem Fahrwasser.
“Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einem turbulenten Umfeld”, heißt es in dem am Montag veröffentlichten Monatsbericht des Wirtschaftsministeriums. “Die angekündigten und kurz darauf teilweise wieder ausgesetzten US-Zollerhöhungen haben weltweit die Unsicherheit erhöht, Turbulenzen an den Finanzmärkten ausgelöst und die globalen Handels- und Wachstumsperspektiven gedämpft.” Diese Entwicklung treffe Deutschland zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. “Die Phase wirtschaftlicher Stagnation der vergangenen Jahre ist noch nicht überwunden.”
Konsumnahe Dienstleister hätten zu Jahresbeginn noch eine leichte Erholung gezeigt, erklärte das Ministerium. Dagegen bleibe die Lage im Produzierenden Gewerbe und bei unternehmensnahen Dienstleistern “angespannt”, obwohl wichtige Stimmungsbarometer wie das Ifo-Geschäftsklima zuletzt nach oben zeigten. “Die Auswirkungen der US-Handelspolitik sind in den aktuellen Wirtschaftsindikatoren noch nicht erfasst und das Risiko einer deutlichen globalen Wachstumsabschwächung, die auch Deutschland treffen würde, hat erheblich zugenommen”, warnt das Ministerium.
Der Einzelhandel legte zwar einen überraschend guten Start ins Jahr hin. Aber auch die Verbraucherstimmung dürfte angesichts der jüngsten geopolitischen Entwicklungen erneut Rückschläge erfahren, heißt es zugleich im Monatsbericht. Zudem sei vorerst mit einer schwachen Entwicklung am Arbeitsmarkt zu rechnen.
US-Präsident Donald Trump hatte gegen zahlreiche Handelspartner pauschale Zölle von 20 Prozent verhängt und kurz danach für 90 Tage ausgesetzt. Die Zölle von 25 Prozent auf Stahl, Aluminium und Autos sowie die zehnprozentigen Basiszölle auf sämtliche andere Produkte blieben für die EU in Kraft. “Besonders betroffen von den handelspolitischen Spannungen ist die stark exportorientierte und tief in globale Lieferketten eingebundene deutsche Industrie, die sich nach wie vor in einer Schwächephase befindet”, so das Ministerium. Die USA sind das wichtigste Abnehmerland von Waren “Made in Germany”.
Die führenden Institute rechnen in ihrer Gemeinschaftsdiagnose für die Bundesregierung in diesem Jahr nur noch mit einem Mini-Wachstum von 0,1 Prozent. 2026 soll es dann zu einem Plus von 1,3 Prozent reichen.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)