Berlin (Reuters) – Die Abhängigkeit der deutschen Exporteure von dem durch hohe Zölle bedrohten US-Geschäft ist so groß wie seit über zwei Jahrzehnten nicht mehr.
Die Ausfuhren in die weltgrößte Volkswirtschaft summierten sich im vergangenen Jahr auf gut 161,3 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Das war gut ein Zehntel – genau 10,4 Prozent – aller deutschen Exporte und damit der höchste Anteil seit 2002. “Zölle auf deutsche Exporte in die USA treffen Branchen wie die Pharmaindustrie und Medizintechnik, den Fahrzeug- sowie den Maschinenbau besonders schwer”, betonten die Statistiker. “Für viele Exportgüter aus diesen Branchen sind die Vereinigten Staaten der bedeutendste Absatzmarkt.”
So ging knapp ein Viertel (23,8 Prozent) aller deutschen Pharma-Exporte im vergangenen Jahr in die USA, insgesamt summierte sich der Wert auf rund 27 Milliarden Euro. Auch bei Luft- und Raumfahrzeugen (Anteil 17,1 Prozent/Wert 5,8 Milliarden Euro) sowie bei optischen und fotografischen Erzeugnissen (14,9 Prozent/11,8 Milliarden Euro) hatten die USA als Abnehmer einen besonders hohen Anteil. Unter letztere fallen etwa medizinische Instrumente, Röntgenapparate, Geräte für Strahlentherapie oder andere Mess- und Prüfinstrumente.
Auch gingen 13,0 Prozent aller exportierten Kraftfahrzeuge und Landfahrzeuge (34,0 Milliarden Euro) sowie 12,6 Prozent aller Maschinen-Exporte (31,8 Milliarden Euro) in die USA. US-Präsident Donald Trump hatte gegen zahlreiche Handelspartner pauschale Zölle von 20 Prozent verhängt und kurz danach für 90 Tage ausgesetzt. Die Zölle von 25 Prozent auf Stahl, Aluminium und Autos sowie die zehnprozentigen Basiszölle auf sämtliche andere Produkte blieben für die EU in Kraft.
“Bei einzelnen Exportgütern sind die Handelsbeziehungen mit den Vereinigten Staaten noch deutlich enger”, betonte das Bundesamt. So landeten 2024 zum Beispiel 34,4 Prozent der aus Deutschland exportierten immunologischen Erzeugnisse wie Antisera, Impfstoffe oder Blut in den USA. Zudem gingen ein Viertel (25,6 Prozent) der exportierten Triebwerke und Gasturbinen dorthin. Bei Hubschraubern, Flugzeugen und Raumfahrzeugen wie etwa Satelliten waren es 20,7 Prozent, bei dosierten oder für den Einzelverkauf bestimmten Arzneiwaren 17,8 Prozent und bei Pkw 15,6 Prozent.
“Umgekehrt führt Deutschland seine Importe in vielen Bereichen in relevantem Umfang aus den USA ein, wenngleich die Vereinigten Staaten hinter China und den Niederlanden nur das drittgrößte Lieferland für deutsche Importe insgesamt sind”, so die Statistiker. Aus den USA kam 2024 ein Fünftel (19,9 Prozent oder gut 9,1 Milliarden Euro) der Einfuhren von optischen und fotografischen Erzeugnissen. Darunter fallen insbesondere medizinische Instrumente, Apparate und Geräte. Bei den Pharma-Importen betrug der Anteil aus den USA 16,9 Prozent (12,1 Milliarden Euro). Unter den meistimportierten Waren kamen Luftfahrzeuge und Raumfahrzeuge mit 15,9 Prozent (1,9 Milliarden Euro) ebenfalls zu einem hohen Anteil aus den USA.
In der Warengruppe der verschiedenen Erzeugnisse der Chemischen Industrie, zu denen unter anderem Diagnostik- oder Laborreagenzien zählen, waren es 15,0 Prozent aller Importe (2,9 Milliarden Euro). Zudem kamen 13,6 Prozent der importierten mineralischen Brennstoffe (14,8 Milliarden Euro) aus den USA – insbesondere Erdöl und Steinkohle. Insgesamt importierte Deutschland 2024 Waren im Wert von 91,5 Milliarden Euro aus den USA. Das waren 7,0 Prozent der Importe.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)