Frankfurt (Reuters) – Die US-Zollausnahmen für Elektronikprodukte sorgen zum Wochenstart für steigende Kurse an den Börsen in Europa.
Der Dax notierte am Montag gegen Mittag rund 2,5 Prozent fester bei 20.860 Punkten. Der EuroStoxx50 gewann gut zwei Prozent auf 4889 Zähler.
Die Erholung von den jüngsten Börsenturbulenzen wurde davon angeschoben, dass elektronische Geräte wie Smartphones und Computer vorerst von den verschärften Zollbestimmungen der USA verschont bleiben. Dies hatte US-Handelsminister Howard Lutnick am Sonntag klargestellt. Zugleich kündigte US-Präsident Donald Trump an, er werde im Laufe dieser Woche die Höhe der Zölle auf importierte Halbleiter bekanntgeben. Für einige Unternehmen müsse es dabei Flexibilität geben. Dies sei “ein weiterer Beleg dafür, dass Trump einsieht, etwas über das Ziel hinausgeschossen zu sein”, sagte Stratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. “Es ist aber auch eine Bestätigung dafür, dass sich die Börse in den kommenden Wochen auf nichts, was aus dem Weißen Haus kommt, mehr verlassen kann.”
“STURMWOLKEN ZIEHEN WEITER IHRE KREISE”
Auch Tony Sycamore vom Broker IG zeigte sich vorsichtig. “Zum jetzigen Zeitpunkt wird das Ganze planlos, überzogen und mit viel Druck gehandhabt”, sagte der Experte. “Die Sturmwolken ziehen weiter ihre Kreise – sie sind keineswegs verschwunden.” Die Nervosität der Anleger zeigte sich etwa am Devisenmarkt. Der Dollar-Index rutschte um knapp ein Prozent ab und lag mit 99,35 Punkten auf dem tiefsten Stand seit April 2022. “Immer mehr Marktakteure scheinen aufgrund des weiter eskalierten Handelskonflikts an der traditionellen Rolle des US-Dollars und der US-Staatsanleihen als ‘sichere Häfen’ zu zweifeln”, erläuterte Ulrich Stephan, Chefstratege der Deutschen Bank.
Die Rendite der zehnjährigen US-Bonds pausierte zwar ihren rasanten Anstieg und fiel im Gegenzug zum leicht steigenden Kurs auf 4,446 Prozent nach 4,490 Prozent am Freitag. Dennoch lag sie nahe ihrem jüngsten Dreieinhalbwochen-Hoch. Auch der Goldpreis unterbrach seine Rally, doch mit rund 3225 Dollar je Feinunze lag er nur knapp unter seinem jüngsten Rekordhoch.
GRÜNES LICHT FÜR UNICREDIT-ANSTIEG BEI COMMERZBANK
Im Rampenlicht bei den Einzelwerten standen angesichts der US-Zollausnahmen Aktien aus dem Halbleitersektor. In Frankfurt legten Aixtron, Infineon, Elmos und Siltronic um knapp zwei bis drei Prozent zu. Europäische Rivalen wie Besi, ASML und STMicroelectronics gewannen zwischen 2,4 und 3,5 Prozent. Der europäische Index der Technologiewerte rückte um 2,4 Prozent vor.
Für Gesprächsstoff sorgte zudem die Commerzbank. Die italienische Großbank Unicredit kann ihren Einstieg beim Frankfurter Rivalen weiter vorantreiben. Das Bundeskartellamt gab die Übernahme eines Minderheitsanteils des Frankfurter Geldhauses durch die Unicredit ohne Auflagen frei. “Schon durch den angemeldeten Minderheitserwerb kommt es zu einer Stärkung der Marktposition der UniCredit im Privat- und Firmenkundengeschäft in Deutschland”, teilte Kartellamtschef Andreas Mundt am Montag mit. Doch gebe es in allen Bereichen, in denen die beiden Institute tätig seien, “weitere bedeutende Wettbewerber”. Deshalb sei die Transaktion von der Bonner Behörde freigegeben worden. Die Commerzbank- und Unicredit-Aktien rückten daraufhin um jeweils rund zwei Prozent vor.
Nach unten ging es dagegen für Salzgitter. Deutschlands zweitgrößter Stahlkonzern will sich nicht von seinem Großaktionär Günter Papenburg übernehmen lassen. Die Aktien gaben nach der Ankündigung fast drei Prozent nach und gehörten damit zu den wenigen Verlierern an der Frankfurter Börse.
(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)