London (Reuters) – Die Inflation in Großbritannien ist auf dem Rückmarsch und liefert der Notenbank Argumente für eine baldige Zinssenkung.
Die Verbraucherpreise stiegen im März binnen Jahresfrist um 2,6 Prozent, nach 2,8 Prozent im Februar, wie das Statistikamt ONS am Mittwoch in London mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Experten hatten in ihren Prognosen im Mittel einen Wert von 2,7 Prozent erwartet. Dass die Bank of England (BoE) ihrem Inflationsziel von zwei Prozent näher kommt, dürfte beim Zinsentscheid am 8. Mai mit ins Kalkül gezogen werden. An den Finanzmärkten wird eine Zinssenkung um einen Viertelprozentpunkt für wahrscheinlich gehalten.
Sinkende Kraftstoffpreise und unveränderte Lebensmittelkosten trugen zum nachlassenden Preisauftrieb im März bei. Der ehemalige Währungshüter Michael Saunders warnte allerdings vor der Gefahr wieder steigender Inflation. “Das ist so ziemlich die Ruhe vor dem Sturm”, sagte Saunders im BBC-Hörfunk. Er verwies auf die im April erfolgten Erhöhungen der Gas-, Strom- und Wasserpreise sowie höhere Steuern für Arbeitgeber. Diese Effekte könnten mit dazu beitragen, die Inflation auf drei Prozent zu treiben.
PREISAUFTRIEB IM SERVICESEKTOR LÄSST NACH
Laut Prognosen der Notenbank dürfte die Teuerungsrate im dritten Quartal mit 3,7 Prozent ihren Höhepunkt erreichen. Beim Erstellen der Prognosen war die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump allerdings noch nicht bekannt, umfassende Handelszölle einzuführen. Laut Martin Sartorius, Chefvolkswirt des Industrieverbands CBI, sind die Folgen höherer US-Zölle auf die Inflation auf der Insel noch nicht abzuschätzen. Doch werde die BoE wahrscheinlich im nächsten Monat den Leitzins senken.
Ein besonderes Augenmerk der Notenbank gilt auch dem Preisauftrieb im dominanten Dienstleistungssektor: Hier verringerte sich die Teuerungsrate im März auf 4,7 Prozent, nach 5,0 Prozent im Februar. Fachleute hatten nur einen Rückgang auf 4,8 Prozent vorausgesagt. Die BoE hatte im Februar zum dritten Mal seit der Zinswende vom Sommer 2024 die Zügel gelockert und danach den geldpolitischen Schlüsselsatz von 4,50 Prozent nicht mehr angetastet. BoE-Chef Andrew Bailey verwies dabei auf die derzeit große wirtschaftliche Unsicherheit – auch vor dem Hintergrund des von den USA angezettelten internationalen Handelskrieges.
(Bericht von Suban Abdulla, geschrieben von Reinhard Becker, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)