Frankfurt (Reuters) – Die Zuspitzung des Handelskonflikts zwischen den USA und China setzt die europäischen Börsen unter Druck.
Dax und EuroStoxx50 notierten am Mittwoch gegen Mittag jeweils rund ein halbes Prozent tiefer bei 21.160 und 4939 Punkten. Wie schon an den Börsen in Asien sorgte die Nachricht für Nervosität, dass der US-Halbleiterkonzern Nvidia wegen der von US-Präsident Donald Trump erlassenen Beschränkungen für den China-Export seines Chipmodells H20 hohe Kosten verbuchen muss. Diese würden im ersten Quartal mit 5,5 Milliarden Dollar zu Buche schlagen, wie das Unternehmen mitteilte.
“War bislang noch viel Gepolter im Weißen Haus ohne harte Fakten, zeigen sich nun erste Bremsspuren des Zollwahnsinns von US-Präsident Donald Trump”, sagte Jürgen Molnar, Stratege vom Broker RoboMarkets. “Denn die Warnung von Nvidia dürfte nur die erste von noch vielen weiteren sein, sollte sich das Zollthema nicht bald in Luft auflösen, wovon allerdings nicht wirklich auszugehen ist.”
GOLD KNACKT 3300-DOLLAR-MARKE
Die neu entflammten Ängste hievten den Goldpreis auf ein neues Rekordhoch. Das in Krisenzeiten als sicherer Hafen angesehene gelbe Metall verteuerte sich um bis zu 2,8 Prozent auf 3317,90 Dollar je Feinunze – den höchsten Stand seiner Geschichte. “Das Gold wird stark bleiben, solange die Unsicherheit anhält”, sagt Brian Lan, Geschäftsführer des Edelmetallhändlers GoldSilver Central in Singapur. Die Preisrally befeuerte auch die anhaltende Schwäche der US-Devise. Der Dollar-Index verbilligte sich um gut ein halbes Prozent auf 99,637 Punkte und verharrte damit auf dem tiefsten Stand seit drei Jahren. Ein schwacher Greenback macht in Dollar gehandelte Rohstoffe billiger und erhöht damit die Nachfrage.
Unter Druck bei den Einzelwerten gerieten vor allem Aktien aus dem Halbleitersektor. Die Titel von Siltronic, Aixtron, Elmos und Infineon bröckelten um 1,5 bis drei Prozent ab. Europäische Rivalen wie ASML, Besi und STMicroelectronics verloren zwischen gut zwei und mehr als fünf Prozent.
KKR WILL DATAGROUP KAUFEN – AKTIE IM HÖHENFLUG
Gefragt waren dagegen Datagroup. Der deutsche IT-Dienstleister Datagroup steht vor einer Übernahme durch die Investmentfirma KKR. Diese biete einen Preis von 54 Euro je Aktie in bar, wie Datagroup am späten Dienstagabend mitteilte. Dies entspreche einer Prämie von rund 33 Prozent auf den Schlusskurs vom Dienstag. Vorstand und Aufsichtsrat haben dem Abschluss der Investorenvereinbarung zugestimmt und unterstützen das Kaufangebot. Die Datagroup-Aktie sprang nach der Ankündigung um mehr als 30 Prozent auf 53,60 Euro.
Anleger griffen auch bei Sartorius zu. Der Labor- und Pharma-Zulieferer ist mit Zuwächsen ins Jahr gestartet, was die Aktie um 3,6 Prozent ins Plus hievte.
An der Börse in Amsterdam griffen Anleger bei Heineken zu. Der niederländische Brauereikonzern Heineken hatte zum Jahresauftakt weniger Bier verkauft, aber dank eines Trends zu teureren Marken überraschend etwas mehr erlöst. Die Titel legten nach der Vorlage der Zahlen um 3,6 Prozent zu.
Die größten Verlierer am europäischen Aktienmarkt waren die Aktien von Bunzl. Die Papiere des Anbieters von Lebensmittelverpackungen sowie Verbrauchsartikeln für Hotels und Restaurants rauschten nach einer pessimistischen Prognose um fast 25 Prozent nach unten. Hintergrund sei eine schwache Umsatzentwicklung in der Gastronomie und im Lebensmitteleinzelhandel in Nordamerika. Die Prognose berücksichtigt zudem noch keine möglichen Auswirkungen der neuen US-Zölle.
(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)