Verbalattacke Trumps gegen Fed-Chef setzt Dax nach Osterpause zu

Frankfurt (Reuters) – Die Sorge um die Unabhängigkeit der US-Notenbank Fed hat unter den Dax-Anlegern am Dienstag für Nervosität gesorgt.

Der deutsche Leitindex verlor nach der jüngsten Verbalattacke von US-Präsident Donald Trump auf Fed-Chef Jerome Powell in der Spitze 0,7 Prozent auf 21.064 Zähler, der EuroStoxx gab 0,8 Prozent nach. Erst die Zölle, nun die Fed – US-Präsident Trump wackele beinahe täglich an den Grundfesten der weltwirtschaftlichen Ordnung, konstatierte Jürgen Molnar von RoboMarkets. Sollte die Kritik an Powell in einer Entlassung des Fed-Vorsitzenden und anschließender politischer Einflussnahme auf die Geldpolitik der größten Volkswirtschaft der Welt enden, drohe der Wall Street großes Unheil. “Aber auch die anderen Börsen rund um den Globus dürften sich dieser Sogwelle nicht entziehen können”, warnte Molnar.

Der US-Präsident hatte am Montag bei seiner Kritik an Powell nachgelegt und ihm die Schuld an einer drohenden nachlassenden Dynamik der US-Wirtschaft gegeben, da die Fed den Leitzins entgegen seinen Wünschen nicht gesenkt hat. Powell bezeichnete er unter anderem als “Mr. Zu Spät”. Die US-Indizes gingen auf Talfahrt, auch dem Dollar kehrten die Anleger den Rücken zu. Am Dienstag notierte der Dollar-Index mit 98,3920 Punkten in Reichweite seines zu Wochenbeginns erreichten Drei-Jahres-Tiefs von 97,921 Zählern. “Die Unabhängigkeit der Fed von der Politik im Weißen Haus ist unverzichtbar”, erklärte Jochen Stanzl von CMC Markets. “Geht sie verloren, bricht das Vertrauen in den US-Dollar ein – ebenso sein Status als Weltreservewährung.”

GOLDPREIS KNACKT 3500-DOLLAR-MARKE

Einmal mehr suchten die Anleger ihr Heil in Gold, das in Krisenzeiten gern als sicherer Hafen angesteuert wird. Das Edelmetall erklomm die nächste runde Marke von 3500 Dollar je Feinunze – in der Spitze stieg der Preis um bis zu 2,2 Prozent auf ein Rekordhoch von 3500,05 Dollar je Feinunze. Auf Jahressicht hat sich Gold bereits um mehr als 30 Prozent verteuert. Die Anlegerflucht aus US-Anlagen treibe die Rally weiter an, sagte Alexander Zumpfe, Edelmetallhändler bei Heraeus. Die anhaltenden Rekordstände beim Edelmetall Gold unterstrichen die Nervosität an den Märkten, konstatierten auch die Analysten der LBBW.

Die Preise für Kupfer und Öl zogen angesichts der Dollar-Schwäche ebenfalls an. Das Industriemetall wurde mit 9333 Dollar je Tonne 1,6 Prozent höher gehandelt, das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI verteuerten sich nach dem jüngsten Preisrückgang um jeweils 1,7 Prozent auf 67,39 beziehungsweise 64,14 Dollar je Fass. Ein niedrigerer Dollar macht in der US-Devise notierte Rohstoffe für Käufer, die andere Währungen verwenden, billiger.

SAP VOR QUARTALSZAHLEN UNTER DRUCK

Am Aktienmarkt rückten die Titel von SAP in den Fokus. Im Vorfeld der für den Abend erwarteten Quartalszahlen verloren die Aktien mehr als vier Prozent und waren damit der schwächste Wert im Dax. Seit ihrem Rekordhoch von 283,50 Euro im Februar haben die Titel von Europas größtem Software-Haus bereits mehr als 20 Prozent an Wert eingebüßt. Der Abwärtstrend dürfte nur durch herausragende Zahlen und einen überzeugenden Ausblick durchbrochen werden, prognostizierte Molnar von RoboMarkets. Börsianer fragen sich vor allem, ob SAP-Chef Christian Klein angesichts der jüngsten US-Zollturbulenzen sein Ziel eines beschleunigten Wachstums 2025 erreichen kann.

Bei den Bankaktien sorgten die Auflagen der italienischen Regierung im Tauziehen um eine Übernahme der Banco BPM durch die Konkurrentin Unicredit für Bewegung. Die Titel der italienischen Großbank fielen zeitweise um vier Prozent, die von Banco BPM um drei Prozent. Unicredit verlangt mehr Klarheit zu den Vorgaben, die sie kritisch sieht – ohne diese könne das Finanzinstitut nicht über das weitere Vorgehen bei der Banco BPM entscheiden, hieß es. Im Dax rückten die Titel der Commerzbank um bis zu 3,3 Prozent vor. Einem Händler zufolge könnten die Anleger nun wieder verstärkt auf eine mögliche Übernahme der Commerzbank durch die Unicredit setzen. Wenn der Banco-BPM-Deal nicht funktioniere, werde eine Coba-Offerte aus Sicht einiger Investoren vielleicht wieder wahrscheinlicher, sagte der Börsianer.

An der Kopenhagener Börse brachte ein Studienerfolg bei der Abnehm- und Diabetes-Pille Orforglipron von Eli Lilly die Aktien von Konkurrent Novo Nordisk ins Rutschen. Die Titel des dänischen Arzneimittelherstellers, der für seine Abnehm- und Diabetesmittel bekannt ist, gaben in der Spitze um fast zehn Prozent nach.

(Bericht von: Daniela Pegna, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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