SAP und mildere Trump-Töne treiben Europas Börsen an

Frankfurt (Reuters) – Sanftere Töne aus dem Weißen Haus in Richtung US-Notenbank und China haben Europas Anleger zu Aktienkäufen ermuntert.

Der Softwarekonzern SAP konnte zudem zum Auftakt der deutschen Berichtssaison glänzen. Bis zum Mittag stand der deutsche Leitindex Dax 2,7 Prozent höher bei 21.870 Punkten, der EuroStoxx50 gewann 2,5 Prozent auf 5085 Zähler.

Anleger fassten Bemerkungen von US-Präsident Donald Trump in Richtung US-Notenbank und China als besänftigend auf. Trump hat nach eigenen Angaben trotz seiner jüngsten Kritik an Jerome Powell nicht vor, den Chef der US-Notenbank zu feuern. “Wenn Powell im Amt und die Fed unabhängig bleibt, ist das für die Wall Street und die Kapitalmärkte weltweit eine gute Nachricht”, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners. “Damit kehrt etwas Vertrauen zurück.” Bei dem als Krisenwährung genutzten Gold machten die Investoren Kasse: Das Edelmetall verbilligte sich um zwei Prozent auf 3314 Dollar je Feinunze, nachdem es am Dienstag ein Allzeithoch von 3500 Dollar erreicht hatte.

Zudem setzten die Anleger auf vorsichtige Entspannungssignale im Handelsstreit, nachdem Trump im Falle einer Einigung niedrigere Zölle für China andeutete. “Es herrscht Optimismus, dass das Schlimmste nicht eintreten wird, und die Märkte in Europa reagieren sehr positiv, nicht nur auf die Spannungen mit China, sondern auch auf die Aussicht, dass wir einen Handelskrieg vielleicht doch noch abwenden können”, sagte Nick Saunders vom Finanzdienstleister Webull. “Hier besteht die Gefahr, dass die Märkte beginnen, nur noch auf beiläufige Phrasen des Präsidenten zu reagieren, statt auf Taten.”

HANDELSKONFLIKT ENTSCHEIDEND FÜR WEITERE AUSSICHTEN

Die Unsicherheit über die US-Zölle trübt auch weiterhin die Aussichten für die europäische Unternehmensentwicklung. Laut Daten von LSEG wird für europäische Unternehmen im ersten Quartal ein Rückgang ihrer Gewinne um 3,5 Prozent erwartet – die schwächste Entwicklung seit zwei Jahren. Der Blick auf die Konjunktur blieb ebenfalls düster: Die deutsche Wirtschaft ist einer Umfrage zufolge im April wieder in eine Rezession gerutscht. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft mit Industrie und Dienstleistern sank stärker als erwartet auf 49,7 Punkte. Auch das Wirtschaftswachstum in der Eurozone stagnierte in diesem Monat, da die Dienstleistungsaktivität zurückging und der Abschwung im verarbeitenden Gewerbe anhielt. “Die weitere konjunkturelle Entwicklung hängt entscheidend vom weiteren Verlauf der Handelsstreitigkeiten ab”, sagt Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Der Euro lag 0,1 Prozent tiefer bei 1,1413 Dollar. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe zog auf 2,475 Prozent von 2,442 Prozent an.

SAP SCHIEBT TECH-SEKTOR AN – MAUES WACHSTUM BELASTET RECKITT

Klarer Favorit im Dax war SAP: Ein überraschend deutlicher Gewinnanstieg der Walldorfer ließ die Aktien um rund zehn Prozent abheben. “Insgesamt handelt es sich um ein starkes Ergebnis, das die Widerstandsfähigkeit und Abwehrkraft der Ertragsentwicklung von SAP verdeutlicht”, erklärten die Analysten von JP Morgan. Baader Helvea sieht den SAP-Konzern auf gutem Weg, seine Jahresziele zu erreichen. Der europäische Technologiesektor legte um 3,4 Prozent zu. Halbleiter-Ausrüster BE Semiconductor Industries (Besi) konnte mit einer starken Auftragslage punkten. Die Aktien kletterten an der Amsterdamer Börse um neun Prozent.

Zu den größten Verlierern im Dax gehörten die Energiekonzerne E.ON und RWE, die um 3,6 und 1,2 Prozent absackten. Der Rüstungskonzern Rheinmetall notierte drei Prozent schwächer. Aktien von Reckitt fielen nach einem verhaltenen Jahresauftakt für den britischen Konsumgüterkonzern um mehr als fünf Prozent. Eine geringere Nachfrage in Europa und Nordamerika sorgte im ersten Quartal für ein enttäuschendes Umsatzwachstum.

Im MDax legten Aktien von Delivery Hero nach der Nachricht zum Rückzug des Essens- und Lebensmittel-Lieferanten aus Thailand um 4,5 Prozent zu. Die in Asien tätige Tochterfirma Foodpanda wird den Betrieb in dem südostasiatischen Land in einem Monat einstellen. JP Morgan bezeichnete die Entscheidung als “vernünftig”.

(Bericht von Anika Ross, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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