Steuereinnahmen steigen deutlich – “Kräftig wachsende Löhne stützen”

Berlin (Reuters) – Die Steuereinnahmen von Bund und Ländern sind im März trotz der anhaltend schwachen Konjunktur deutlich gestiegen.

Sie wuchsen um 11,1 Prozent im Vergleich mit dem Vorjahresmonat auf gut 86 Milliarden Euro, wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten Monatsbericht des Bundesfinanzministeriums hervorgeht. Im ersten Quartal 2025 betrug das Plus 9,5 Prozent, womit sich die Einnahmen von Januar bis März auf 222 Milliarden Euro summierten.

“Die immer noch robusten Steuereinnahmen werden von den kräftig wachsenden Löhnen in Kombination mit dem starken Zugriff des progressiven Steuertarifs auf diese Lohnerhöhungen gestützt”, sagte der Finanzexperte des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Friedrich Heinemann, der Nachrichtenagentur Reuters. Allerdings seien Steuereinnahmen ein Spätindikator der konjunkturellen Entwicklung und reagierten erst mit erheblicher Verzögerung auf einen Konjunktureinbruch. Die Folgen von US-Präsident Donald Trumps Handelskrieg mit fallenden Unternehmensgewinnen und noch stärkerem Job-Abbau in der Industrie dürften die Steuereinnahmen erst nach einem Jahr voll treffen. “Die aktuell noch beruhigenden Zahlen bei den Steuereinnahmen dürfen daher nicht in die Zukunft extrapoliert werden”, warnte Heinemann. “Auch der Fiskus muss sich auf magere Zeiten einstellen.”

Mitte Mai wird die nächste Steuerschätzung erwartet. Grundlage dafür sind die Frühjahrsprognosen der Bundesregierung, die Wirtschaftsminister Robert Habeck an diesem Donnerstag in Berlin vorstellen will. Für das laufende Jahr wird nur noch mit einer Stagnation des Bruttoinlandsproduktes (BIP) gerechnet, wie die Nachrichtenagentur Reuters von einem Insider erfuhr. Im Jahreswirtschaftsbericht Anfang des Jahres hatte die Regierung noch ein Mini-Wachstum von 0,3 Prozent angenommen. Auch für 2026 verschlechterte sich dem Insider zufolge die Erwartung geringfügig auf ein Wachstum von 1,0 Prozent. Am Jahresanfang war Habeck hier noch von 1,1 Prozent ausgegangen.

(Bericht von Christian Krämer und Rene Wagner. Redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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