Mittelstands-Umfrage: weniger Umsatz, weniger Investitionen – Firmen “verzweifelt”

Berlin (Reuters) – Die Stimmung im deutschen Mittelstand bleibt auch im laufenden Frühjahr gedrückt.

Der Geschäftsklimaindex für kleine und mittlere Firmen verharrt mit minus 2,9 Punkten im negativen Bereich (Vorjahr: minus 1,4 Punkte), wie die Wirtschaftsauskunftei Creditreform am Donnerstag zu ihrer Umfrage unter rund 1200 Unternehmen mitteilte. Bereits zum dritten Mal in Folge – und zum vierten Mal in den vergangenen fünf Jahren – überwiege damit bei der Bewertung der Geschäftslage die negative Einschätzung. “Fünf Jahre nach Pandemie-Beginn und viele Krisen später ist ein Großteil der Unternehmen in Deutschland geradezu verzweifelt”, sagte Creditreform-Chefökonom Patrik-Ludwig Hantzsch.

Vom politisch erhofften Aufschwung sei aktuell nichts zu spüren. “Im Gegenteil: Trotz oder wegen der angekündigten Wirtschaftswende bleibt der Mittelstand misstrauisch, da die derzeitigen Aussichten keine nachhaltige Besserung versprechen”, erklärte Hantzsch. Belastend wirkten die schwache Industrieproduktion, die anhaltende Krise im Baugewerbe, zunehmende geopolitische Unsicherheiten sowie die Zollkonflikte.

“Das anhaltend niedrige Investitionsniveau ist ein deutliches Zeichen dafür, dass die Unternehmen wenig Vertrauen in die Zukunft des Wirtschaftsstandorts haben.” Nur 41,7 Prozent der befragten Unternehmen planten derzeit Investitionen – ähnlich geringe Werte wurden zuletzt während der Finanzkrise 2009 verzeichnet. Neben den pessimistischen Konjunkturerwartungen hemmen demnach auch strukturelle Standortschwächen wie hohe Energiepreise die Investitionsbereitschaft. Auch beim Personal halten sich die Firmen zurück: Die Mehrheit plant keine Neueinstellungen.

Anfang 2025 hätten 31 Prozent der Betriebe Umsatzrückgänge verbucht, nur gut 20 Prozent hätten ihre Erlöse gesteigert, hieß es weiter. “Seit über zwei Jahren wächst der deutsche Mittelstand nicht mehr – das Warnsignal könnte größer nicht sein”, betonte Hantzsch. “Die Unternehmen brauchen eine radikale Entlastung, damit unsere Wettbewerbsfähigkeit nicht weiter verloren geht.” Die neue Bundesregierung müsse etwa eine umfassende Unternehmenssteuerreform anstoßen und bessere Investitionsanreize schaffen.

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Kerstin Dörr – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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