Airbus übernimmt Teile von Zulieferer Spirit Aerosystems

München/Montreal (Reuters) – Der US-Flugzeugzulieferer Spirit AeroSystems wird endgültig zerschlagen.

Airbus übernimmt die – zumeist defizitären – Teile eines seiner Lieferanten von Rumpfteilen und Flügeln, wie beide Unternehmen am Montag mitteilten. Hintergrund ist der geplante 4,7 Milliarden Euro schwere Rückkauf von Spirit Aerosystems durch die ehemalige Muttergesellschaft Boeing, die damit ihr fragiles Produktionssystem stärken will. Airbus übernimmt von Spirit drei ganze Werke und Teile von drei weiteren. Bei zwei Fabriken steht der europäische Flugzeugbauer Gewehr bei Fuß, falls sich kein anderer Käufer dafür findet.

Airbus muss für die Übernahme nichts zahlen, sondern erhält vielmehr eine Mitgift von 439 Millionen Dollar. Diese fällt um 120 Millionen geringer aus als im vergangenen Jahr avisiert. Spirit bekommt dafür eine unverzinste Kreditlinie über 200 Millionen Dollar von dem deutsch-französischen Konzern. Seit Juli 2024 war über die Details verhandelt worden.

Mit dem Schritt will Airbus nach eigenen Angaben die Zulieferung wichtiger Flugzeugteile sicherstellen – operativ und finanziell. Spirit Aerosystems war in den Strudel der Probleme mit der Boeing 737 MAX geraten. Der US-Flugzeugbauer kämpft bei seinem einstigen Verkaufsschlager mit Qualitätsmängeln und den Folgen zweier Abstürze. Die US-Luftsicherheitsbehörde hat für die Produktion strenge Auflagen erteilt. Ohne eine Übernahme wäre bei Spirit das Geld knapp geworden. Im Februar hatte das Unternehmen seinen Finanzmittelbestand auf 890 Millionen Dollar beziffert, im ersten Halbjahr sollten aber bis zu 700 Millionen abfließen.

Die beiden wichtigsten Fabriken, die an Airbus gehen, sind diejenige in Kinston im US-Bundesstaat North Carolina und die im nordirischen Belfast. In Kinston entsteht ein wichtiger Teil des Rumpfs für das Langstreckenmodell Airbus A350, in Belfast werden die Flügel für den Airbus A220 gebaut. Spirit-Finanzchefin Irene Esteves sprach von einem “bedeutenden Meilenstein” auf dem Weg zur Übernahme durch Boeing.

Daneben übernimmt Airbus das Werk in St. Nazaire in Frankreich, das ebenfalls Rumpfteile für den A350 herstellt, die Produktion von Teilen der Flügel für den A320 und A350 im schottischen Prestwick, einen Teil des Standorts in Wichita im US-Bundesstaat Kansas, wo Außenlaststationen (Pylonen) für den A220 gebaut werden, sowie ein Werk im marokkanischen Casablanca. Wenn für den Rest des Werks in Belfast mit der Produktion des mittleren A220-Rumpfs kein anderer Käufer gefunden wird, geht auch dieser an Airbus. Gleiches gilt für die Teile des Werks im malaysischen Subang, die an Airbus liefern.

(Bericht von Allison Lampert in Montreal und Alexander Hübner in München, redigiert von Ralf Banser; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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