Beirut (Reuters) – Israel hat am Sonntag erneut ein Gebiet im Süden der libanesischen Hauptstadt Beirut beschossen.
In einem Gebäude dort seien Präzisionsraketen der Hisbollah-Miliz gelagert worden, teilt die Armee am Sonntag mit. Live-Aufnahmen zeigten eine riesige Rauchwolke über dem Gelände. Angaben über mögliche Opfer gab es zunächst nicht. Israel hatte knapp eine Stunde vor dem Beschuss Bewohner aufgefordert, das Viertel Hadath zu verlassen. Der Angriff verschärft die Spannungen im Hinblick auf den von den USA vermittelten Waffenstillstand.
Der libanesische Präsident Joseph Aoun forderte die USA und Frankreich als Garanten des im November geschlossenen Abkommens auf, Israel zur Einstellung seiner Angriffe zu zwingen. Israels fortgesetzte Maßnahmen zur Untergrabung der Stabilität würden die Spannungen verschärfen. In der Region seien Sicherheit und Stabilität bedroht.
Die UN-Sonderkoordinatorin für den Libanon, Jeanine Hennis-Plasschaert, schrieb auf X, der Angriff auf die südlichen Vororte Beiruts habe Panik und Angst vor neuer Gewalt bei den Menschen ausgelöst. Diese wünschten sich verzweifelt eine Rückkehr zur Normalität. “Wir fordern alle Seiten dringend auf, alle Maßnahmen einzustellen, die das Abkommen über die Einstellung der Feindseligkeiten und die Umsetzung der Resolution 1701 des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen weiter untergraben könnten.”
Israels Verteidigungsminister Israel Katz teilte mit, die Präzisionsraketen der Hisbollah stellten eine erhebliche Bedrohung für den Staat Israel dar.
Anfang April waren bei einem Beschuss Israels in den südlichen Vororten Beiruts vier Menschen getötet worden, darunter ein Hisbollah-Funktionär. Wenige Tage davor hatte es einen israelischen Angriff auf ein von der Hisbollah kontrolliertes Gebiet in der libanesischen Hauptstadt gegeben. Im jüngsten Krieg hat Israel tausende Hisbollah-Kämpfer getötet, einen Großteil ihrer Waffen zerstört und die oberste Führung eliminiert, darunter den Spitzenfunktionär Hassan Nasrallah.
Israel hat die Angriffe zu einem Zeitpunkt wieder aufgenommen, an dem sich die Feindseligkeiten in der Region allgemein erneut verschärfen. So hat Israel nach einem zweimonatigen Waffenstillstand seine Angriffe im Gazastreifen Gaza wieder aufgenommen, ohne dass die USA als Israels wichtigster Verbündeter unter ihrem neuen Präsidenten Donald Trump dies scharf verurteilt hätte. Die USA wiederum griffen die vom Iran unterstützten Huthis im Jemen an, um deren Angriffe auf die Schifffahrt im Roten Meer zu unterbinden.
(Bericht von Hatem Maher, Muhammad Al Gebaly, Laila Bassam und Maayan Lubell. Geschrieben von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)