Berlin (Reuters) – Das US-Geschäft macht der Volkswagen-Nutzfahrzeugtochter Traton immer mehr Sorgen.
Angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheit sei der Absatz von Lastwagen der Marke International im ersten Quartal stark eingebrochen, teilte das Unternehmen am Montag mit. Traton-Chef Christian Levin sagte, die Stimmung sei gedrückt. Er verwies darauf, dass die Nachfrage nach Mietfahrzeugen auf das niedrigste Niveau seit der Finanzkrise 2008/2009 gesunken sei. “Es bleibt sehr sehr schwierig, die Situation in den USA vorherzusagen.”
Als Reaktion auf die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump strich International in seinem Werk in Mexiko die zweite Schicht. Rund 900 Mitarbeiter hätten das Unternehmen verlassen, sagte Levin. “Das ist keine nachhaltige Situation, die hoffentlich nicht andauert.” Doch auch in Europa seien die Zölle zu spüren. “Wir sehen beim Auftragseingang einen Effekt unmittelbar nach der Ankündigung der Zölle Mitte März”, sagte Levin. Das habe sich im April fortgesetzt. “Der Aufwärtstrend ist gebrochen.” An seiner Prognose für das Gesamtjahr hält das Unternehmen dennoch fest.
Hoffnung setzte Levin unter anderem auf massive Investitionen in Rüstung und Infrastruktur in Europa. “Wir sehen eindeutig einen Silberstreifen”, sagte auch Finanzchef Michael Jackstein. Insbesondere die zweite Jahreshälfte werde besser ausfallen. Grund zur Hoffnung gibt Traton der gestiegene Auftragseingang: Im ersten Quartal sammelte das Unternehmen Bestellungen über 74.307 Fahrzeuge ein, das sind zwölf Prozent mehr als vor Jahresfrist. In Europa schnellten die Bestellungen sogar um 56 Prozent nach oben. Auch die Nachfrage nach Elektro-Fahrzeugen nehme weiter Fahrt auf, sagte Levin. Der Absatz sei hier im ersten Quartal verdoppelt worden.
An der Börse wurde die gestiegene Nachfrage positiv aufgenommen: Die Aktien legten zeitweise um 5,5 Prozent zu und waren damit stärkster Wert im Mittelwerteindex MDax. Die Experten von Jefferies schrieben, die Kernfrage sei, wie stark sich die US-Zölle auf das Europa-Geschäft auswirkten, “aber im Moment stützen die positiven Nachrichten (Rüstung, Infrastruktur und so weiter) die Stimmung bei den Kunden”. Für das Gesamtjahr sagt Traton einen stabilen Umsatz voraus, plus/minus fünf Prozent. Die Gewinnmarge soll zwischen 7,5 und 8,5 Prozent liegen.
Im ersten Quartal lieferte Traton 73.090 Fahrzeuge der Marken Scania, MAN, International und Volkswagen Truck & Bus aus, das sind zehn Prozent weniger als im Vorjahr. Der Umsatz reduzierte sich ebenfalls um zehn Prozent auf 10,6 Milliarden Euro, der Betriebsgewinn brach sogar um gut 40 Prozent auf 646 Millionen Euro ein. Daraus errechnet sich eine operative Rendite von 6,1 Prozent, nach 9,4 Prozent vor Jahresfrist.
(Bericht von Christina Amann, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)